Mettmann „Natur trifft Technik“ im Kunsthaus

Mettmann. · „Natur trifft Technik“ heißt die Ausstellung mit Fotografien von Günther Krol und Heinz-Martin Kuß. Das verwinkelte Kleinod in Mettmann gibt ihren Arbeiten den passenden Rahmen.

 Günther Krol (ehemaliger Bildjournalist) fotografiert gerne technische Objekte.

Günther Krol (ehemaliger Bildjournalist) fotografiert gerne technische Objekte.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Zwei Fotokünstler zeigen nun ihre Werke im Kunsthaus. Gemeinsam ist beiden die Liebe zum Detail, abgesehen davon sind ihre Arbeiten sehr unterschiedlich. Aber Günther Krol und Heinz-Martin Kuß sind Freunde, mittlerweile schon zum fünften Mal stellen sie gemeinsam ihre Werke aus, und diese bezwingende Doppeldeutigkeit erklärt eben den besonderen Reiz dieser Ausstellung: „Natur trifft Technik“.

Günther Krol, ein ehemaliger Bildjournalist, liebt die Technik: verfallene Industrieanlagen, stillgelegte Bahnhöfe – und sich selbst überlassen: schrottreife Oldtimer.

Aber in der ganzen Morbidität liegt etwas Liebenswürdiges, das den Betrachter anzieht. Rosttöne herrschen vor, denn da rostet vieles so vor sich hin. Aber es gibt auch Industriedenkmäler, die gehegt und gepflegt, bei Nacht gar farbig angestrahlt werden, wie die alte Kokerei Zollverein – ein schmuckes Bild.

Kleiderkörbe im Bergwerk
wirken wie Ufos

Rätselnd steht der Betrachter vor einem Foto mit vielen kreisrunden Gebilden: Ufos? Nein, wie Günther Krol erklärte, waren dies nach oben gezogene Kleiderkörbe in der Waschkaue eines Bergwerks. Darauf muss man kommen.

Fast spaßig wirkte das Foto eines Alarmknopfes, der den Notausgang aus einer Hochofenanlage markierte – knallrot wie die Nase eines Clowns. Ehefrau Gerda war tatkräftig mit dabei, die Werke ihres Mannes optimal zu platzieren.

Steigt man dann die Treppe nach oben, entdeckt man die Welt von Heinz-Martin Kuß: die Natur. Auch hier ist viel Morbides zu sehen, verfallene Bäume, Höhlenwohnungen an der lykischen Küste assoziierend. Oder auch ein Baumrest, der an einen indischen Tempel erinnert, bevor man durch die Details entdecken kann, dass es sich um einen toten, dahin modernden Baum handelt.

Im Gegensatz zu Günther Krol hatte Heinz-Martin Kuß beruflich nichts mit Fotografieren zu tun. Er war Professor für Chemie an der Ruhruniversität Duisburg. Aber er und seine Frau Ingeborg lieben die Natur, durchstreifen Wälder und Felder – immer auf der Suche nach Motiven. Durch Bewegung der Kamera kommen Bilder zustande, einen Lichtstrahl einfangend, die ins Unwirkliche gleiten. Und wie sein Freund sucht auch Kuß viele Details und spielt förmlich mit ihnen.

Auch die „Zweitbewohner“ – wie er sie nannte –, die Pilze, Schwämme und Flechten – ­erleben unter seiner Kameraführung Erstaunliches. Der Betrachter meint grüne Pilze zu erkennen, es sind aber Flechten, die stark vergrößert ihre wahre Körperform zeigen.

Aufs Kunsthaus sind die beiden Fotokünstler im Internet aufmerksam geworden, und das verwinkelte Kleinod gibt ihren wunderbaren Fotografien noch zusätzlich den passenden Rahmen.

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