Erkrath/Mettmann Seltener Blick ins Naturschutzgebiet

Erkrath/Mettmann. · Eine besondere Führung organisierte der Naturschutzverein Neandertal: in den Fraunhofer Steinbruch.

 Seltene Pflanzen wachsen im Fraunhofer Steinbruch. Die Felswände werden teilweise freigeschnitten, damit der Wald sie nicht überwuchert.

Seltene Pflanzen wachsen im Fraunhofer Steinbruch. Die Felswände werden teilweise freigeschnitten, damit der Wald sie nicht überwuchert.

Foto: Krüll

Ganz spezielle Einblicke in den stillgelegten Fraunhofer Steinbruch erhielt eine zwölfköpfige Besuchergruppe, die an der vom Naturschutzverein Neandertal angebotenen Führung teilgenommen hatten. Nach dem Treffen am Neanderthal-Museum, wo Vorstandsmitglied Otto Kahm die Teilnehmer begrüßte, ging es unter der fachkundigen Leitung von Klaus Adolphy, der bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises als Biologe tätig ist, zunächst zur Fundstelle des weltberühmten Neandertalers. An deren Ende befindet sich ein – verschlossenes – Tor, das den Eintritt den renaturierten Bereich des ehemaligen Steinbruchs markiert.

Dieser erhielt seinen Namen, weil die Fraunhofer-Gesellschaft nach der Stilllegung dort zu Beginn der 1990er Jahre des letzten Jahrhunderts Spreng-Versuche vornahm, bei denen die Wirkung von Dynamit auf verschiedene Stoffe getestet wurde. „Da mussten alle den Bereich verlassen, wenn das Horn des Sprengmeisters ertönte“, erinnert sich ein Mitglied der Gruppe, der in den 60er Jahren vor allem in dem auf der anderen Seite der Straße gelegenen Laubacher Steinbruch als Sanitärtechniker gearbeitet hat. Denn seine Firma installierte dort die Duschen und Waschgelegenheiten für die Arbeiter.

Doch die Zeiten, als in beiden Brüchen, die einstmals zusammengehörten und heute durch die Straße, die das Tal durchschneidet, getrennt sind, Kalk abgebaut wurde, sind seit 1945/46 vorbei. Und seitdem konnte sich dort eine für das Tal typische Vegetation ihren Platz zurückerobern. „Im Auen- und Schlichtwald wachsen vor allem Bergahorn, Eschen und am Rand Hainbuchen“, so Biologe Adolphy und weist auf die Bäume, die man auch auf dem Gebiet der Fundstelle findet. Im ehemaligen Steinbruch öffnet sich am Ende der Weg, der zunächst durch einen verwunschenen Wald führt. Er gibt den Blick frei auf eine riesige Fläche, mit zahlreichen für den Boden typischen Gewächsen wie Schafgarbe, Johanniskraut oder wilder Thymian.

Eine Wiese muss alle drei bis vier Jahre geschnitten werden, weil sich sonst der Wald ganz schnell dort und an den steil abfallenden Hängen des ehemaligen Steinbruchs ausbreiten würde. „Manchmal muss man in die Natur eingreifen, um diese zu schützen“, so der Biologe, der den Besuchern auch Pflanzen zeigte, die die Gewinner der Klimaänderung sind: „Weil sie wahre Künstler der Photosynthese sind, kommen sie mit den heißeren Sommern besser zurecht“, so Klaus Adolphy, während er Zweige von Eiben und Efeu herumreicht.

Und auch die wunderschön gezeichnete Raupe des Gardon, der zu einem eher unscheinbar grauen Nachtfalter heranwächst und einen durch die Gruppe aufgeschreckten Waldkauz konnten die von der rund eineinhalbstündigen Exkursion restlos begeisterten Besucher erleben.

Der Fraunhofer Steinbruch gehört zu den am strengsten geschützten Naturschutzgebieten in Deutschland. Er ist ein Fauna-Flora-Habitat-Gebiet.

2020 feiert der Naturschutzverein Neandertal sein 100-jähriges Bestehen. Neben zahlreichen anderen Veranstaltungen zu diesem Jubiläum wird dann auch sicher wieder der Abstecher in den sonst nicht zugänglichen, ursprünglichen Talabschnitt angeboten. Den sollte man sich nicht entgehen lassen.

(krue)
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