Kreis Mettmann Die Umweltspur zeigt Wirkung

Kreis Mettmann. · Die Düsseldorfer Umweltspuren sorgen bei den Pendlern aus dem Kreis für viel Unmut. Ein Streitthema, das auch beim IHK-Wirtschaftsforum Einzug erhielt. Düsseldorfs OB Geisel ist aber überzeugt, damit Fahrverbote verhindern zu können.

 Düsseldorf hat drei Umweltspuren eingerichtet. Das sorgt nicht nur dort für heftige Diskussionen.

Düsseldorf hat drei Umweltspuren eingerichtet. Das sorgt nicht nur dort für heftige Diskussionen.

Foto: Christoph Schroeter

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) kam verspätet zum IHK-Wirtschaftsforum bei Deutschlands größtem Biotech-Unternehmen Qiagen in Hilden. Kein Wunder: Der Verkehrsfunk hatte am Morgen mehr als 400 Kilometer Stau in NRW gemeldet. Es gehe darum, die Verkehrsprobleme der Region gemeinsam zu lösen, sagte IHK-Vizepräsident Ralf Burmester. Er warnte davor, den Pendlerverkehr zu verteufeln. Schließlich trügen die täglich 313 000 Einpendler nach Düsseldorf ganz entscheidend zum Wohlstand der Landeshauptstadt bei.

75 Prozent der Pendler nehmen das Auto und 40 Prozent davon fahren einen Diesel, führte Düsseldorfs OB Thomas Geisel an: „Es gab keine Alternative zur Umweltspur, um Fahrverbote zu verhindern.“ Das Verwaltungsgericht habe der Stadt nur wenig Zeit eingeräumt, um die Grenzwerte einzuhalten. „Die Umweltspur wirkt, das zeigen die Messergebnisse“, hielt Geisel fest: „Wir sind auf einem sehr guten Weg, Dieselfahrverbote zu verhindern.“ Zu Lasten von Staus auf den Zuwegen, räumte er ein. Fahrgemeinschaften dürfen die Umweltspur nutzen. Das sei eine „schnelle Lösung“ gewesen: „Ich bin enttäuscht, dass sie nicht so intensiv genutzt wird.“

Landrat Thomas Hendele (CDU) ist von den Umweltspuren in Düsseldorf überrascht worden: „Die Umweltspuren produzieren mehr CO2 – ohne dass das gemessen wird. Zusammen hätten wir etwas bewirken können. Das ist nicht passiert.“ Als Dauereinrichtung halte er die Umweltspuren für nicht geeignet, sagte Hendele.

Alleingänge, Kirchturmsdenken, ein irrsinniges Planungsrecht: Das sind die Gründe, die aus dem nötigen Miteinander in der Region häufig ein Gegeneinander machen. „Wir brauchen einen Generalverkehrsplan, am besten von der niederländischen Grenze bis ins Bergische Land“, sagte Hendele: „Das habe ich schon vor fünf Jahren gefordert.“ Er will die Verkehrsverbünde und Tarifgrenzen abschaffen, Bus und Bahn zuverlässig, komfortabel und preiswert machen, „Park+Ride“ ausbauen. „Dafür müssen Bund, Land und Kommen mehr Geld einsetzen. Nur mit besseren Angeboten können wir Pendler überzeugen, aufs Auto zu verzichten.“

Düsseldorf will bereits im kommenden Jahr „Mobilitätsstationen“ an Bus- und Bahnstation einrichten, erläuterte Geisel: „Eine App zeigt, welche Mobilitätsmittel (Bus, Bahn, Fahrrad, E-Roller, Rad-Box) dort zur Verfügung stehen. Mit einem einheitlichen Zahlungssystem mit Bestpreis-Garantie.“ Die ersten sechs bis acht Stationen sollen bereits im Sommer 2020 an den Start gehen. Ein Ein-Euro-Tagesticket sei eine „attraktive Möglichkeit“. Geisel ließ allerdings offen, wer die Einnahmeausfälle für die Rheinbahn ausgleicht. Amtskollege Hendele ist übrigens strikt gegen ein Gratis-ÖPNV-Angebot: „Die Finanzierung muss gesichert bleiben. Auch die Kunden müssen dazu einen Beitrag leisten.“

IHK-Vizepräsident warnt vor Verteufelung des Pendlerverkehrs

Der Kreis will Regio-Bahnen ausbauen. Das sei ein mühsames Geschäft, klagte Hendele: „Wir planen die Verlängerung der Stadtbahn von Mettmann nach Wuppertal bereits seit 13 Jahren. Es kann nicht sein, dass ein Verband oder eine Familie ein Projekt jahrelang verzögern.“ Er will die Park+Ride-Parkplätze an den S-Bahn-Stationen im Kreis Mettmann ausbauen (aufstocken). „Sie müssen aber auch sicher sein. Das geht nur mit Menschen, die dort arbeiten. Und das alles kostet.“

Durch die Trennung von Wohnen und Arbeiten entstehen viele Verkehrsprobleme. Könnte man die Ansiedlung von Arbeitsplätzen in der Region nicht besser und gemeinsam steuern, fragte Lutz Groll vom Planungsamt Hilden. „Schwierig“, meinte Hendele. „Wir schauen schon, wo Betriebe am besten hinpassen in Düsseldorf“, sagte Geisel und schob schnell nach, er meine natürlich den „Großraum Düsseldorf“. Das zeigt: Wenn es um die Gewerbesteuer, eine der wichtigsten Einnahmequellen der Städte geht, ist es mit der viel beschworenen Gemeinsamkeit schnell vorbei.

Am Ende überraschte Wirtschaftsförderer Kai Kröger (früher Hilden, heute Köln) Geisel und Hendele sowie die rund 100 Zuhörer mit einer ganz ausgefallenen Idee. Warum nicht Parkhäuser mit Umsteige-Stationen über der A 3 bauen? „Eine interessante Idee“, meinte der sichtlich verblüffte Landrat: „Das haben wir noch nicht durchgespielt.“

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