Mettmann: Ein Chirurg für alle Fälle

Dr. Daniel Stosch ist der neue Oberarzt in der chirurgischen Abteilung der Mettmanner Klinik. Er will dort die Handchirurgie aufbauen.

Mettmann. "Meine erste Nacht in Freiheit habe ich im Arztzimmer meines Onkels an der Düsseldorfer Uniklinik verbracht." 1980, neun Jahre vor dem Fall der Mauer, war Daniel Stosch zehn Jahre alt. Im Kofferraum eines Autos wurde er mit seiner Schwester und seinen Eltern bei Helmstedt über die innerdeutsche Grenze geschmuggelt.

"Mein Onkel hatte drei Jahre vorher Republikflucht begangen." Stoschs Vater, Arzt für Neurologie und Psychiater an einer Erfurter Klinik, wurde unter Druck gesetzt. Stosch: "Er sollte für die Stasi arbeiten."

Jahre später schloss sich für 38-Jährigen an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität ein Kreis. Dort absolvierte der Arzt einen Großteil seiner Ausbildung zum Unfallchirurgen. Seit September 2008 ist er als Oberarzt in der Chirurgie des Evangelischen Krankenhauses tätig.

An der Mettmanner Klinik will er die Handchirurgie aufbauen. Dr.Stosch behandelt alle Arten von Handverletzungen oder Erkrankungen der Hand. Schnittverletzungen, Brüche oder Amputationen, aber auch rheumatische Beschwerden, Arthrosen, Sehnen- und Nervenerkrankungen im Hand- und Armbereich sowie Bewegungseinschränkungen an der Hand jeder Art.

"In Mettmann können wir auch einzelne Finger replantieren, nicht aber die gesamte Hand. Das muss man den Zentren, die darauf spezialisiert sind, überlassen", sagt der Arzt, "das ist eine sehr aufwändige Operation."

Nach sechsjähriger Ausbildung zum Chirurgen hängte Dr.Stosch noch einmal sechs Jahre dran, um sich zum Unfall- und Handchirurgen ausbilden zu lassen. "Die Operationsweise an der Hand ist unheimlich schön. Es wird blutleer operiert. Die Blutzufuhr wird während der OP unterbrochen. Sämtliche Gefäße und Strukturen der Hand können sehr schonend behandelt werden. Das ist bei chirurgischen Eingriffen an anderen Stellen des Körpers nicht immer so."

Wäre er nicht Arzt geworden, würde Stosch vermutlich ohne Doktortitel rund um die Welt düsen. Pilot war für ihn "eine heiße Alternative"zum Beruf des Arztes. In Hamburg hatte er sogar den ersten Auswahltest bei der Lufthansa erfolgreich überstanden.

"Was mich damals wunderte, denn das war alles ganz schön schwierig." Dochzum zweiten Test nach Bremen machte er sich nicht mehr auf. Er hatte einen Studienplatz in Bochum bekommen und entschied sich dann doch für die Medizin.

Dr. Stoschs Vater hat bis vor kurzem noch als Psychiater in Aachen gearbeitet. "Das wär’ nichts für mich. Das Handfestere liegt mir mehr", meint der Mann mit den blonden, kurzgeschnitten Haaren.

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