Mettmann Sprühnebel gegen Raupen

Mettmann. · Auch Mettmanns Eichenbestand ist massiv vom Eichenprozessionsspinner befallen. Christian Westphal und Team versuchen im Auftrag der Stadt die Population der Raupe mit Bio-Nebel und Geduld in den Griff zu bekommen.

 Christian Westphal und sein Trecker rücken den Eichenprozessionsspinnern auf den Pelz.

Christian Westphal und sein Trecker rücken den Eichenprozessionsspinnern auf den Pelz.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Stephan Köhlen

John Deere ist kein Alltagsheld oder Superkämpfer, sondern ein voll verglaster Trecker. Sein Cockpit ist modern, per Joystick und Knopfdruck lässt er sich manövrieren. Grund für seinen Einsatz entlang Mettmanns grün umsäumten Schulhöfen und Sportplätzen oder auf Friedhöfen ist eine Raupe. „Den Eichenprozessionsspinner gibt es in dieser Masse noch gar nicht so lange“, sagt Christian Westphal. „Die heißen Sommer der vergangenen Jahre haben seine Population begünstigt.“

Noch vor ein paar Jahren „haben wir die Nester händisch abgesammelt“, erinnert er sich. „Dazu sind es inzwischen viel zu viele.“ Er muss es wissen, er ist Garten- und Landschaftspflleger, Baumdienst inklusive. Beauftragt von der Verwaltung, ist er mit seinem Kollegen Johann Flüch unterwegs, die Raupe zu bekämpfen. Denn ihre fast unsichtbaren Brennhaare, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten, können bei Menschen in die Haut eindringen und Knötchen, Quaddeln und Entzündungen ­verursachen.

In den Gespinstnestern, in denen sich die Raupen tagsüber aufhalten, häuten und verpuppen, sind diese Spiegelhaare haufenweise vorhanden. Sie können noch Jahre nach ihrer Bildung, also bei längst verlassenen Nestern, Reizungen auslösen. Um die Leute vor den Tieren zu schützen, kommt der Trecker mit seiner Sprühfunktion ins Spiel. Der ist klein, wendig und durch eine Rundumverglasung überaus übersichtlich. „Das ist wichtig“, erklären die Männer, „wir müssen ja den richtigen Baum ansteuern.“

Bevor aber nun endlich der spezielle Knopf zur Einnebelung der Eiche mit einem biologischen Wirkstoff gedrückt wird, kommt einer der vielen anderen Hebel zum Einsatz – alles was gelb ist, sind drehende Elemente wie die Turbine, schwarze Teile steuern die Hydraulik und Orangefarbenes dient der stinknormalen Fahrt – und es fällt der Blick aufs iPad.

„Vor Jahren hat die Verwaltung die Bäume katastern lassen“, zu jedem Baum gibt es ein Merkblatt – und das alles nicht auf Papier, sondern mit GPS-Verbindung auf dem Tablet. „Tippe ich hier drauf, erscheint der Standort“, benutzt Johann Flüch ein weiteres Tool. Und dann endlich kommt der Sprühnebel, als satte Fontäne geht er mit Schwung in den befallenen Baum. „Das ist ein biologisches Bakterium. Die Raupe mag es nicht, für den Menschen ist es ungefährlich“, berichtet der Fachmann.

Ein bis zwei Mal im Jahr darf eine befallene Eiche so behandelt werden. Die punktuelle Benetzung reicht im Duell mit dem Eichenprozessionsspinner nicht aus, „da muss flächendeckend gearbeitet werden“. Aber auch hier gibt es Regeln der Effizienz. „15 Grad mag die Raupe, aber keine komplette Sonneneinstrahlung“, erklärt Garten- und Landschaftspfleger Christian Westphal. Und was auch nicht geht, sind zu kühle Temperaturen. Der größte Hinderungsgrund, die Deer’sche Sprühfunktion zu aktivieren, aber ist der Wind. „Das erklärt sich wohl von selbst“, sagt Christian Westphal mit Blick auf die punktgenaue Aussendung des Bionebels.

Dann müssen die beiden Raupenjäger weiter. Denn im Sommer halten Eichenprozessionsspinner, die Trockenheit und wenig Niederschläge lieben, ihre Hochzeit ab. Und das soll möglichst unterbunden ­werden.

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