Mettmann: Die Grundschule Kirchendelle bleibt das Aufreger-Thema

600 Zuhörer kamen zu Runde mit den Kandidaten fürs Bürgermeisteramt.

Mettmann. Ist Mettmann noch zu retten? Es ist Wahlkampf, und seit Wochen wird diese Frage diskutiert. Die Werbegemeinschaft Mettmann Impulse stellte sie nun öffentlich und forderte eine Antwort von denen ein, die in den nächsten sechs Jahren die Geschicke in der Hand halten wollen.

Dass es langsam drängt, wurde beim Blick in die Stadthalle deutlich. Mit über 600 Besuchern hatte wohl niemand gerechnet, von Politikverdrossenheit konnte keine Rede sein - auch wenn noch vor dem Startschuss in die Diskussion hier und da zu hören war, dass nicht alle Mettmanner hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

"Das Beste an Mettmann ist die B7 nach Düsseldorf", sagte eine Besucherin, die namentlich nicht genannt werden wollte. Auch andernorts wurden Stimmen laut, die die Frage danach, ob Mettmann noch zu retten sei, mit einem klaren Nein zu beantworten. Öffentlich Stellung beziehen und ihren Namen hergeben wollten sie aber nicht. Dass es womöglich schon fünf nach zwölf sein könnte, ist ein Tabuthema.

Währenddessen mühten sich die vier Bürgermeisterkandidaten im Podium, ihre Sicht der Dinge darzulegen. Der Einstieg in die Fragerunde startete mit der Jugendpolitik: ein wichtiges Thema, an dem sich aber niemand wirklich die Finger verbrennen konnte. Es werde zu viel gespart, es müsse mehr getan werden - zu hören waren die üblichen Argumente und nicht allzu viel Neues.

Auch die Frage nach dem Sicherheitskonzept für die Innenstadt war unspektakulär. "Die Jugendlichen müssen von der Straße" - darin war man sich einig. Die Eltern ins Boot holen, die Schulen einbinden, mehr Freizeitangebote schaffen: Die aufgezeigten Wege zu diesem Ziel waren unterschiedlich.

Nachdem es auf dem Podium anfangs noch ruhig zuging, kam mit der Schule Kirchendelle das Aufreger-Thema auf den Tisch. Auch wenn die Entscheidung mittlerweile in trockenen Tüchern ist: Die Geräuschkulisse im Publikum machte deutlich, dass viele Mettmanner mit der Schließung der Schule längst noch nicht fertig sind.

Jetzt konnten sich die Kandidaten profilieren: Vor allem für Martina Köster-Flashar (Grüne) war die Diskussion um die Kirchendelle das Sprungbrett zur eigenen Kandidatur, während Matthias Stascheit (SPD) Not hatte, die unpopuläre Entscheidung seiner Partei zur Schließung zu verteidigen. Da half auch eine überzeugende Rhetorik nicht weiter.

Der Ex-SPD-Vorsitzende Thomas Dinkelmann - inzwischen parteiloser Bürgermeisterkandidat - hatte einen leichteren Stand: Er hatte sich früh gegen den Abriss der Grundschule ausgesprochen. Bernd Günther (CDU) versuchte sich in einem schwierigen Spagat zwischen eigener Meinung und Parteidisziplin. Er selbst sei nicht begeistert von der Entscheidung seiner Partei, auch wenn sie vernünftig gewesen sei.

Auch die Besucher konnten sich zu Wort melden. Warum sollte man nach Mettmann ziehen? Warum hat sich in den letzten 30 Jahren nichts verändert? Und warum gibt es in Mettmann keinen Bürgerbus? Die Kandidaten hatten eine Minute Zeit für ihre Statements - was gut war für den Redefluss, aber nicht wirklich genug Zeit, um tragfähige Antworten zu formulieren.

Unterm Strich lässt sich sagen, dass es zwar immer wieder gute Ansätze der Moderatoren Wolf-Dieter Krauss und Christian Barra gab, die Runde nicht zu einer der üblichen politischen Plaudereien auf der Couch werden zu lassen. Aber letztlich geriet vieles dann doch wieder an den Rand einer Kandidatenkür.

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