Mettmann: Bündnis gegen Kinderarmut

Caritas und Diakonie gründen die Initiative „Mettmanner Kinder in Not“. So sollen akute Probleme gelindert werden.

Mettmann. "Immer mehr Kinder leben in solcher Armut, dass sie nicht mal ein vernünftiges Schul- essen bekommen. Das gibt es auch in Mettmann", sagt Thomas Rasch, Bereichsleiter der Caritas im Kreis. Um solchen Kindern zu helfen, haben sich der katholische Caritasverband und die evangelische Diakonie zu einem ökumenischen Bündnis zusammengetan. Die neue Initiative heißt "Mettmanner Kinder in Not".

"Wir wollen Gelder gezielt einsetzen, um akut Not zu lindern. Das fängt bei Mittagessen an und hört bei tauglicher Kleidung oder Schulmaterialien auf", sagt Michael Reichelt, Regionalleiter der Diakonie. In den 19 Mettmanner Kindertagesstätten gibt es laut Thomas Rasch mittlerweile mehrere dutzend Fälle, in denen Eltern das Essensgeld für ihre Kinder spät oder gar nicht erst bezahlen. Da die Kleinen auch kein Essen von zuhause mitbekommen, müssen sie hungern.

Pfarrer Markus Bosbach, Vorsitzender des Caritasverbandes, kann in solchen Fällen nicht zusehen: "Es ist unsere diakonische Verantwortung, einzuschreiten - auch wenn es eigentlich Sache der Politik wäre." Für die Kindertagesstätten werden fehlende Zahlungen schnell zum Problem. "Monatlich kostet das Essen pro Kind 50 Euro. Wenn bei mehreren nicht bezahlt wird, kommt was zusammen", so Rasch.

Nicht nur Essen, auch andere Kosten könnte "Mettmanner Kinder in Not" übernehmen. Für Empfänger von Sozial- und Arbeitslosengeld hakt es oft an zusätzlichen Ausgaben. Die Ausstattung zum Schulbeginn zählt dazu.

Aber: Die Verteilung der Gelder soll nicht wahllos erfolgen. "Wir werden sehr sorgfältig schauen, wie wir unsere Mittel einsetzen", verspricht Rasch. Die sollen aus kirchlichen Zuschüssen und vor allem durch Spenden zusammenkommen. Ein Anfang ist gemacht: Der Rotary Club gab umgehend 2000 Euro in den Korb.

Entstanden ist die Idee aus dem "Aktionsbündnis gegen Kinderarmut". "Das dümpelte in den ersten Jahren ein bisschen vor sich hin, bis Ende 2009 eine Koordinationsstelle angelegt wurde", erinnert sich Reichelt. Im Frühjahr fand ein erstes Treffen statt, bei dem den Organisatoren klar wurde, dass sie etwas tun müssen.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Diakonie und Caritas kirchenübergreifend betätigen. Die langjährige Zusammenarbeit ist durch Projekte wie Schuldnerberatung, Stadtteilbüro und die Schnittstellen in der täglichen Arbeit gefestigt. "Mettmanner Kinder in Not" soll auch an die laufenden Angebote gekoppelt werden, um betroffenen Familien Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.

Dazu sollen Erfahrungen von ähnlichen Projekten aus anderen Städten einfließen. So wurde mit Wolfgang Peetz von "Wülfrather Kinder in Not" gesprochen, einer Aktion vom Deutschen Roten Kreuz. Peetz gab nicht nur die Erlaubnis zum "Namenklau", sondern ermutigte die Mettmanner auch zur Initiative.

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