Sinti und Roma im Kreis Mettmann Sinti und Roma: Projekt thematisiert Diskriminierung

Mettmann · Oberstufenprojekt am Berufskolleg Neandertal beschäftigt sich mit Diskriminierung der Sinti und Roma.

 Am Berufskolleg Neandertal beschäftigte sich ein Schulprojekt mit der Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma: (v.l.) Nick Lentz, Amy Colalacidou und Julius Metzger.

Am Berufskolleg Neandertal beschäftigte sich ein Schulprojekt mit der Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma: (v.l.) Nick Lentz, Amy Colalacidou und Julius Metzger.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(eise) Erneut hat sich eine Projektgruppe am Berufskolleg Neandertal dem Thema Diskriminierung und Verfolgung genähert. Dieses Mal galt es, den Antiziganismus zu erforschen. Dabei ging es um jahrhundertealte Vorurteile und Vorverurteilungen, wie mit dem ersten Satz von Amy Colalacidous aus der gymnasialen Oberstufe 11 deutlich wurde: „ES GIBT KEINE ZIGEUNER! – weder als ethnische noch soziale Gruppe.“ Sinti und Roma wurden seit Menschengedenken geächtet. Das Nichtsesshafte galt als Rechtfertigung für Ausgrenzung, Berufsverbot und Verfolgung bis hin zu Mord und Totschlag. Wie Julius Metzger (Jahrgangsstufe 12) erläuterte, galt das „fahrende Volk“ als vogelfrei. Mit diesen Menschen durfte nach Lust und Laune verfahren werden – bis hin zum Mord. Im 19. Und 20. Jahrhundert gab es gar staatliche Vorschriften, wie mit Sinti und Roma umzugehen sei. In der Nazi-Diktatur gipfelte dies im Massenmord der Konzentrationslager und schweren Pogromen.

Nick Lentz , der Jahrgangsstufe 12 hatte noch nie vom „Antiziganismus“ gehört. Der Antisemitismus ist durch jahrelange Aufarbeitung mit Unterstützung der Politik bekannt. Diese staatliche Unterstützung erlebte der Antiziganismus auch lange nach dem Ende der Nazi-Gewalt und des 2. Weltkriegs nicht. Erst in den vergangenen Jahren dringen Ablehnung, Verfolgung und Gewalt gegen Sinti und Roma in unser Bewusstsein. Die Romantisierung der ,,Zigeuner“ wie sie in Oper, Operetten und Literatur vor allem im 19. und 20. Jahrhundert vorkam, wird von der Forschung als ,,positive Diskriminierung“ bezeichnet. Denn auch dabei geht es um Vorurteile. Die Carmen stand für das Magische und Verführerische. Schlager besingen das Zigeunerleben.

Die Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe am Berufskolleg beeindruckten vor allem zwei Begegnungen. Jacques Delfeld vom Verein Deutscher Sinti und Roma berichtete aus eigenen Erfahrungen über Diskriminierung und Ausgrenzung. Er will mit seinem Verein das Unrecht sichtbar machen und fordert Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ein. Auch der Kontakt zu Carmen e.V., dem internationalen Kultur- und Sportverein der Roma war wertvoll. Mit beiden Organisationen soll eine Kooperation eingegangen werden. Nachdem Pfarrer Bertholt Stark pensioniert worden ist, begleiten die „Omas gegen Rechts“ solche Projekte am Berufskolleg. Heike Linnert, Sprecherin des Aktionsbündnisses, rief ungläubiges Erstaunen hervor, als sie berichtete, dass eine Freundin ihr nach jahrzehntelanger Freundschaft unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraute, dass sie eine Roma sei. Viele Sinti und Roma trauen sich nicht, zu ihrer Herkunft zu stehen und öffnen damit dem Vergessen Tür und Tor. „Es ist kein Völkermord, der stattfindet. Es ist ein Dahinschwinden aus Scham und Angst“, so das Fazit der Schülerinnen und Schüler am Berufskolleg Neandertal.

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