Welttag der Armen im November Caritas fordert mehr Hilfe für Bedürftige

Mettmann. · Armut macht krank und verhindert soziale Teilhabe. In der Corona-Krise bedeutet Hartz-IV echte existenzielle Not. Thomas Rasch fordert faireres Berechnungssystem.

 Caritas-Bereichsleiter Thomas Rasch fordert mehr Hilfe.

Caritas-Bereichsleiter Thomas Rasch fordert mehr Hilfe.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(Red/von) Der Alltag für Menschen in Hartz-IV bedeutet existenzielle Not, gerade in der Corona-Pandemie.  So können sich Menschen in Hartz-IV oft nicht einmal die Fahrt zur Familie leisten, keinen Weihnachtsbaum kaufen oder einen VHS-Kurs besuchen. „Was arme Menschen dringend brauchen, ist ein faires Berechnungssystem der Hartz-IV-Regelsätze. Nur so können die tatsächlichen Lebensbedarfe berücksichtigt werden“, erklärt Caritas-Bereichsleiter Thomas Rasch.

Aktuell 432 Euro Hartz-IV-Unterstützung für eine alleinstehende Person reichen einfach nicht aus. Die Bemessung der Regelsätze bleibt stark hinter der Lohnentwicklung zurück. Die Folge: „Junge Familien haben nicht genug Geld für die Windeln ihrer Neugeborenen und oft können sie sich nicht einmal die Fahrt zu Eltern und Verwandten“, sagt Thomas Rasch

Corona vergrößert
Not noch einmal

Die Pandemie verschärft die Situation zusätzlich: Steigende Lebensmittelpreise oder auch der Mehrbedarf an Hygieneartikeln – wie zum Beispiel Desinfektionsmittel oder Masken – vergrößern die Not bei den Betroffenen. Dies trifft besonders die Menschen sehr hart, die ohne Obdach auf der Straße leben.

Die Zahlen verdeutlichen: Immer mehr Menschen brauchen Rat und Hilfe, weil das Geld einfach nicht mehr zum Leben reicht. Eine Erfahrung, die die Mitarbeiter der Caritas-Wohnungslosenhilfe und Schuldnerberatung täglich machen.

„Städte und Kommunen können helfen“, führt der Caritas-Bereichsleiter dazu aus. „Ein guter Ansatz ist hier beispielsweise das Sozialticket der Rheinbahn, immerhin zum ermäßigten Tarif können Bedürftige damit im Kreis Mettmann fahren.“ Diese Fahrten in Bussen und Bahnen – unter Berücksichtigung der derzeitigen Corona-Regeln – sorgen für mehr soziale Teilhabe. „Auch hilft das beim Start raus aus der Misere, zum Beispiel für die Vorsprache im Jobcenter.“

Deshalb fordert der Caritasverband für den Kreis Mettmann: Ein geändertes Berechnungssystem der Regelsätze, das die tatsächlichen Lebensbedarfe – vor allem auch von Kindern und Jugendlichen – ausreichend berücksichtigt. Gefordert werden ebenso finanzielle Soforthilfen, wenn zum Beispiel die Wasch- oder Spülmaschine streikt. „Menschen, die nur wenig Geld zur Verfügung haben, brauchen Schuhe, die nicht drücken, ein kleines Geschenk für die Liebsten oder ein Fahrrad zum Vorwärtskommen, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.“

„Streck dem Armen deine Hand entgegen“, zitiert der Caritas-Bereichsleiter die Botschaft Papst Franziskus’, gesprochen anlässlich des 4. Welttags der Armen. Die Worte beschreiben einen Verhaltenskodex fürs Leben. Sie sollen den Blick auf wesentliche Aspekte zu lenken.

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