Kaiser’s-Mitarbeiter bangen um Jobs

Die einzelnen Filialen der Supermarktkette stehen seit gestern zum Verkauf. Ein Stimmungsbild.

Kaiser’s-Mitarbeiter bangen um Jobs
Foto: arue

Kreis Mettmann. Die Frau an der Kasse schüttelt den Kopf. „Wir wissen nichts“, sagt sie. Informationen seitens der Unternehmensleitung, ob und wie es mit der Kaiser’s-Filiale im Hildener Itter-Karree weitergeht, habe die Belegschaft bislang noch nicht erhalten. „Aber hier wird doch eh’ geschlossen“, sagt sie. Mutlos wirkt auch eine Kollegin: Das Schlimmste sei, „dass man uns nichts sagt“, erzählt sie. Die Supermarkt-Kette „Kaiser’s“ steht vor der Zerschlagung.

Kaiser’s-Mitarbeiter bangen um Jobs
Foto: Olaf Staschik

Die Region Nordrhein war gestern die erste, für die das Unternehmen sogenannte Filiallisten an mögliche Bieter versandt hat. Wie Unternehmenssprecherin Ann-Kathrin Klocke berichtet, haben Interessenten nun „bis zu zwei Wochen Zeit, sich zu äußern“. Gibt es einen Bieter für Hilden, gäbe dies Anlass zur Hoffnung auf einen Fortbestand der Filiale. Doch meldet sich kein Interessent, „können wir so auch erkennen, welche Filialen sich als unverkäuflich erweisen“, erläutert Klocke. Diese Filialen würden geschlossen.

Kaiser’s-Mitarbeiter bangen um Jobs
Foto: A. Blazy

Ein starker Frequenz-Bringer war Kaiser’s für das Itter-Karree bisher nicht. „Weniger Umsatz würden wir hier nicht machen, wenn Kaiser’s schließt“, sagt eine Mitarbeiterin des benachbarten Lotto-Toto-Ladens trocken. „Hier ist nie viel los gewesen.“ Mit rund 1700 Quadratmetern Fläche ist Kaiser’s indes ein Ankermieter im Itter-Karree. Das Einkaufszentrum am Warrington-Platz gehört der Patrizia Immobilien AG, die alle Entwicklungen von der Firmenzentrale in Augsburg aus aufmerksam beobachtet. „Der Akteur in dieser Sache sind nicht wir“, sagt ihr Sprecher Ralf Beunink. „Daher müssen wir erst mal abwarten, was kommt.“ Zu Details des Geschäftsverhältnisses — etwa zum Mietvertrag und den Kündigungsfristen — will die Immobiliengesellschaft keine Angaben machen.

Auch die Gewerkschaft Verdi ist zum Warten verurteilt: „Wir wissen noch gar nicht, was passiert mit den einzelnen Filialen“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Nils Böhlke. Daher können konkrete Maßnahmen noch nicht besprochen werden.

In der Filiale von Kaiser’s an der Berliner Straße in Mettmann ist die Stimmung bei den Angestellten gedrückt: „Wir wissen nichts. Neuigkeiten erfahren wir nur aus den Medien“, sagt eine Angestellte. Wer übernimmt die Filiale, bleibt sie erhalten oder wird sie im schlimmsten Fall geschlossen? 20 bis 30 Mitarbeiter arbeiten in der Filiale. Angeschlossen ist eine Metzgerei — sie gehört zu Kaiser’s — und eine Bäckerei, die in Eigenverantwortung arbeitet. Die Filiale an der Berliner Straße ist ein wichtiger Einkaufsstandort für Mettmann-West und für Metzkausen. Im Oktober 2008 wurde das Geschäft aufwändig modernisiert und vergrößert. Die Ladenfläche wurde von bisher 400 auf gut 800 Quadratmeter verdoppelt.

Die Kunden können das Hin und Her der letzten Wochen nicht nachvollziehen. „Die Filiale muss unbedingt erhalten bleiben“, sagt Horst Kaymer, der Stammkunde ist. „Das ist nur Geschäftemacherei. Der Profit steht im Vordergrund.“ Die Hängepartie und die Ungewissheit seien sehr schlimm für die Mitarbeiter.

Fast jeder Kunde, der gestern die Kaiser’s Filiale im Hösel-Center betrat, suchte das Gespräch mit Mitarbeitern. „Was wird jetzt aus Ihnen?“, lautet die bange Frage. „Die machen mit uns, was sie wollen“, die am meisten gehörte Antwort. Die Ankündigung, dass die Kaiser’s-Supermarktkette zerschlagen wird, bedeutet eine Zitterpartie für die Mitarbeiter in den beiden Filialen in Lintorf und Hösel. Während sich für Lintorf sicherlich ein Käufer finden wird, steht die Mini-Filiale im Hösel-Center mal wieder auf der Kippe: Zwar wurde erst kürzlich der Mietvertrag verlängert, doch vermuten ehemalige Kaiser’s- Mitarbeiter eher einen taktischen Schachzug.

Der Kaiser’s-Supermarkt in Baumberg bleibt vorerst weiter geöffnet. Dies teilte gestern die Unternehmensgruppe Tengelmann mit. Wie es nach dem Scheitern der Verhandlungen um die Zukunft der angeschlagenen Supermarktkette mit dem Laden an der Geschwister-Scholl-Straße weitergeht, ist nach Worten einer Unternehmenssprecherin offen.

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