Junge Kriminelle säubern den Wald

Gemeinsam mit dem Verein „Neue Wege“ leisten junge Straftäter ihre Sozialstunden ab - und lernen ganz nebenbei fürs Leben und für den Beruf.

Junge Kriminelle säubern den Wald
Foto: Achim Blazy

Mettmann. Nach dieser Woche dürfte der Stadtwald um einiges sauberer sein. Denn seit gestern putzen und räumen dort straftätige Jugendliche unter der Aufsicht des Vereins „Neue Wege“. Damit leisten sie Sozialstunden ab, die ihnen vom Gericht auferlegt wurden. Schon zum dritten Mal findet das Projekt nun statt, traditionell in der ersten Osterferienwoche. Zwischen 16 und 22 Jahre alt sind die Jugendlichen. Die Straftaten, die sie begangen haben, reichen von Sachbeschädigung bis hin zur Körperverletzung. „Heute haben wir Parkbänke gereinigt, ein paar Waldarbeiten verrichtet, und morgen wollen wir einen neuen Zaun bauen“, erzählt Manfred Cserni, Jugendgerichtshelfer und Beisitzer des Vereins.

Lukas *, junger Straftäter und Teilnehmer am Projekt

Er unterstützt die Jugendlichen heute zusammen mit anderen Ehrenamtlern. Einer der jungen Straftäter ist Lukas (*), der Fahrerflucht begangen hat. „Spaß macht es nicht unbedingt, aber man muss halt die Konsequenzen tragen von dem, was man tut“. Mit seinen 30 Sozialstunden, die er in Diversion ohne Prozess auferlegt bekommen hat, hat er Glück gehabt — gerade, weil es nicht seine erste Straftat war.

Während der vier Tage sollen die Jugendlichen nicht nur ihre Sozialstunden ableisten, sondern auch auf das Berufsleben vorbereitet werden. „Sie lernen hier, pünktlich zu kommen, sich sozial zu integrieren und Anordnungen zu befolgen“, sagt Cserni. Das alles sei der erste Schritt, um später eine Ausbildung machen zu können. Viele erlebten hier zum ersten Mal, wie es sei, einen geordneten Tagesablauf zu haben und Anforderungen erfüllen zu müssen. „Natürlich haben wir auch manchmal Schwierigkeiten. Manche der Jugendlichen kommen unpünktlich oder werden sogar beleidigend“, berichtet Cserni. Auch heute seien wieder viele nicht zur Arbeit erschienen, eigentlich müsse er sie morgen dafür aus dem Projekt werfen.

Ob er das übers Herz bringt, weiß Cserni noch nicht. Denn wenn sie ihre Sozialstunden nicht ableisten, erhalten die jungen Straftäter eine Ermahnung des Jugendrichters — im schlimmsten Fall kann das für sie Arrest bedeuten. „Ein Arrest dauert maximal vier Wochen“, erklärt Cserni, „dort gibt es allerdings noch weniger Annehmlichkeiten als im Gefängnis.“ Insgesamt sieht Cserni jedoch keinen Grund zu Pessimismus: „Zwei Drittel der Täter fallen bloß einmal auf, leisten ihre Stunden ab und führen danach ein ganz normales, bürgerliches Leben.“ Es sei bloß ein Drittel von allen, die mehrmals straffällig würden.

Auch Lukas will nach dem Projekt sein Leben anders fortführen als bisher: „Vor allem will ich ab jetzt vorsichtiger fahren“, sagt er. Auch sonst bemüht er sich. Kürzlich hat er den Einstellungstest bei einer großen Supermarktkette bestanden, wenn jetzt noch seine praktische Arbeit überzeugt, kann er im Sommer seine Ausbildung beginnen. Ob das Projekt wirklich etwas bei den Jugendlichen verändere, sei nach vier Tagen schwer einzuschätzen, sagt Cserni. „Aber man spürt, wie stolz die Jugendlichen darauf sind, wenn sie etwas geschafft haben.“

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