Jubiläum der Generationen

Im Hofhaus wohnen Jung und Alt zusammen — eine Erfolgsgeschichte.

Mettmann. „Wer keinen Kontakt mag, ist hier falsch“, sagt Petra Orben. Seit vier Jahren wohnt sie im Mettmanner Hofhaus. Und die Frau im Rollstuhl ist rundum zufrieden. „Hier wohnen Leute, die alle gern zusammenleben. Auch wenn das keine WG ist.“ Am Sonntag feierten die 70 Bewohner im Innenhof der wunderschön begrünten Anlage den zehnten Geburtstag des Mettmanner Hofhauses, eines Wohnprojektes, das bis heute Besucher anlockt, die nach alternativen Lebensformen suchen.

Vor mehr als 20 Jahren schlossen sich ein paar Menschen zusammen, die den Wunsch hatten, neue Wohn- und Lebensformen zu schaffen. „Ein Projekt zu planen, in dem Jung und Alt gemeinsam miteinander wohnen und leben“, sagt Gudrun Hentschel, die zweite Vorsitzende des Vereins „Anders leben anders wohnen für Jung und Alt“, der 1995 gegründet wurde und das Projekt anstieß.

Klaus Zimmermann ist Mitbegründer des Vereins und war zwölf Jahre lang Vorsitzender. „Meine Frau und ich wollten auch im Alter noch ein bisschen Leben um uns haben“, sagt er. Und sie wollten so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben, selbstbestimmt, aber nicht isoliert und alleine.

In den 24 Wohnungen, die in U-förmig angelegten Gebäuden liegen und über Laubengänge erreichbar sind, leben Familien, ältere Paare und alleinerziehende Mütter. „Wenn ich was brauche, kann ich nebenan klingeln. Aber auch, wenn ich mal was auf dem Herzen habe“, sagt Gudrun Hentschel.

Nachdem der Verein 1995 gegründet war, reservierte die Stadt für das Hofhaus ein Grundstück im Neubaugebiet Mettmann-West. Der Mettmanner Bauverein (MBV) wurde als Bauherr gewonnen. Und vom Land gab es Fördermittel für die Gemeinschaftsräume der Wohnanlage, in der bis heute regelmäßig Angebote für die Bewohner des Hofhauses sowie für die unmittelbare Nachbarschaft angeboten werden. Am 11. Februar 2000 wurde die Grundsteinlegung gefeiert, ein Jahr später zogen die ersten Mieter ein.

„Natürlich war hier auch nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen“, sagt Klaus Zimmermann. Streitigkeiten zwischen Nachbarn hat es auch im Hofhaus gegeben. Und macher Mietern musste erkennen, dass die gelebte Gemeinschaft doch nichts für ihn ist. Zurzeit steht eine Wohnung leer. „Gemeinsam leben, die alltäglichen Herausforderungen, im Kreise von 70 Menschen unterschiedlicher Temperamente, erfordert Geduld miteinander und die Erkenntnis, dass wir alle die gleiche Wichtigkeit im Leben haben“, sagte Bewohnerin Gudrun Hentschel in ihrer Geburtstagsrede.

Für Klaus Zimmermann jedenfalls steht ganz klar fest: „Ich will hier nicht mehr weg.“ Und auch Petra Orben möchte wie die meisten Bewohner des Hofhauses nicht mehr auf die gut funktionierende, lebendige Gemeinschaft verzichten.

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