Hochdahl: Seilzuganlage zieht doch um

Stadtgeschichte: Die Bahn hat die Rolle dem Heimatverein geschenkt. Der will sie vor dem Lokschuppen aufstellen.

Hochdahl. Die Umlenkrolle, die Erinnerungen an längst vergangene Erkrather Eisenbahnzeiten birgt, erhitzt nach wie die Gemüter. Seit den 1980er-Jahren stehen Reste der historischen Seilzuganlage am Hochdahler S-Bahnhof.

Die Ankündigung des Eisenbahn- und Museumsvereins, die Rolle inklusive Radkasten zu verlegen und auf dem Gelände des Lokschuppens aufzustellen, löste einen Sturm der Entrüstung aus und einte die politischen Fraktionen. Sie alle plädieren dafür, das Denkmal am jetzigen Standort zu belassen. Nur entscheiden können sie darüber nicht.

Denn vor 14 Tagen hat die Bahn dem Verein die Umlenkrolle geschenkt. "Wir sind Eigentümer des Denkmals und Inhaber sämtlicher Genehmigungen, um es versetzen zu können", sagte Udo Kampschulte, erster Vorsitzender des Vereins, Dienstag im Gespräch mit der WZ. Dazu sei der Verein fest entschlossen, zeige sich gleichzeitig kompromissbereit.

Im Gespräch am Montagabend mit Vertretern aller Fraktionen, des Vereins und der Bahn - moderiert vom Technischen Dezernenten Fabian Schmidt - schlugen Udo Kampschulte und der Kassierer des Vereins, Wolfgang Neukirchen, vor, eine Kopie der Rolle aufzustellen. "Im Bereich der neuen Brücke der L403n könnten wir uns das gut vorstellen", sagte Kampschulte.

Dort wurden im Zuge des Ausbaus der Bergischen Allee Mauerreste des ersten Bahnhofs von 1841 sowie des einstigen Dampfmaschinengebäudes, das auf der südlichen Seite der Gleise stand, gefunden. "Vorstellbar wäre ein Ensemble mit der Rolle, einer großen Tafel, die auch die historischen Gebäude zeigt, und einer schönen Bank", so der Vorschlag des Eisenbahnvereins.

Überzeugen konnte diese Idee nicht. "Wir sind ohne Ergebnis auseinander gegangen", sagte Kampschulte und kündigte an: "Wir verhandeln jetzt nur noch mit denjenigen, die Sachverstand haben und auch Alternativen vorschlagen können." Politiker schließt er definitiv aus.

Die Diskussionen und die Aufregung um die Versetzung der Rolle kann Kampschulte nach wie vor nicht verstehen. "Das ist ein Sturm im Wasserglas", sagte er, denn der Verein wolle nichts Böses, die Rolle weder wegschließen noch verschrotten, sondern der Geschichte und Technik vernünftig dokumentieren.

Gründe genug gäbe es dafür, denn die Angaben, die zurzeit über die Funktion der Rolle informieren, seien falsch. Kampschulte: "Auf der Tafel steht, dass der Seilzug von 1841 bis 1927 betrieben wurde, eingestellt wurde er aber schon 1926." Und auch die Zeiten, in denen die Strecke nach Hochdahl als steilste Eisenbahnhauptstrecke Europas bezeichnet wurde, sind lange vorbei. "Durch den Bau neuer Strecken, unter anderem in Frankreich, aber auch in Deutschland, stimmt das nicht mehr."

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