Hochdahl: Neffe des ermordeten Tomas Brzostowicz zu Besuch

Der Neffe des 1941 von Nazis ermordeten polnischen Zwangsarbeiters besuchte mit seiner Familie Hochdahl.

Hochdahl. "Es herrschte fast ehrfürchtige Stille. Und als wir das Wäldchen auf der Hausmannshöhe erreichten, wurde die Stimmung mit einem Mal sehr bedrückend", sagt Hanna Eggerath.

Am besagten Ort, zwischen Millrath und Gruiten, wurde der polnische Zwangsarbeiter Tomasz Brzostowicz am 28. Juni 1941 von Nazis erhängt.

"Zuvor war er zu Unrecht der Rassenschande beschuldigt und gefoltert worden", sagt die 74-jährige Heimatforscherin, die jetzt Brzostowiczs Neffen Adam in Erkrath, gemeinsam mit Bürgermeister Arno Werner, empfangen hat. Brzostowiczs’ Verbrechen: Er hatte sich mit einem deutschen Mädchen angefreundet.

Nach 16 Stunden Fahrt in einem Kleinbus vom heimischen Wagrowiec, Nähe Posen, erreichte der 41-jährige Fernfahrer gemeinsam mit seiner Frau, seinen Kindern und einem Freund Erkrath.

Eigentlich hatte sein fast 80-jähriger Vater Sylwester bereits vor sechs Jahren den Ort besuchen wollen, an dem sein Bruder ermordet wurde. Ein Schlaganfall macht diesen Plan zunichte. "Sylwester wäre so gern gekommen. Er wird es wegen seines körperlichen Leidens leider nicht mehr schaffen", sagt Eggerath.

Nach einer herzlichen Begrüßung schauten sich Brzostowiczs Angehörige zunächst die von Eggerath zusammengetragenen Unterlagen über die traurigen Kapitel seines Lebens an.

"Das sind unheimlich traurige und erschreckende Schilderungen", so Eggerath. Adam Brzostowicz habe sie sich still und betreten angeschaut. "Die ganze Familie war während des kurzen Aufenthaltes ruhig und bescheiden", erzählt Eggerath, die anschließend gemeinsam mit der Familie zum Hof Hausmanns fuhr, wo Tomasz Brzostowicz gearbeitet hat.

"Von dort aus gingen wir den letzten Weg, den Tomasz gehen musste. Zu dem Ort, wo er von den Nazis vor den Augen von 145 anderen Zwangsarbeitern hingerichtet wurde." Vor allem dieser Weg und die Besichtigung des Ortes der Hinrichtung seines Onkels beschäftigten den Neffen 68 Jahre später. "Warum hat meinem Onkel niemand geholfen, obwohl er unschuldig war?"

Nachdem die Gruppe nachmittags über den Thomasz-Brzostowicz-Weg zurückgekehrt war, folgte eine Verabschiedung in nachdenklicher Stimmung. "Wir werden versuchen, in Kontakt zu bleiben. Schließlich möchte ich Adam und seiner lieben Familie noch Fotomaterial geben", so Eggerath.

Und auch Adam Brzostowicz wünscht weiteren Kontakt. Schließlich bedankte er sich mehrfach und sprach seine einzigen beiden Wort auf Deutsch: "Auf Wiedersehen."

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