Hochdahl: Mit 11 las sie Goethes Faust, mit 17 baute sie ein 1,0-Abi

In einem Alter, in dem sich andere langsam aufs Abitur vorbereiten, beginnt Lisa Charlotte Boschek ein Medizinstudium.

Hochdahl. Ein gutes Abitur ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Berufsleben. Ein Abitur, dessen Durchschnitt mit einer 1 beginnt, öffnet die Tür zu Studiengängen, die vielen verwehrt bleiben. Lisa Charlotte Boschek ist einer der wenigen jungen Menschen, die sich beinahe frei aussuchen können, was sie studieren möchten.

Sie hat im Juni ihr Abiturzeugnis am Gymnasium am Neandertal entgegengenommen. Jetzt will sie Ärztin werden. Ihre Durchschnittsnote: 1,0. Von 840 möglichen Punkten hat sie 768 erreicht. Nur ein Schüler ihres Jahrgangs hat noch ein paar Punkte mehr erreicht.

Lisa ist jedoch nicht nur die Zweitbeste ihrer Stufe, sie ist mit 17 Jahren auch die Jüngste. "Ich habe die neunte Klasse übersprungen", sagt sie. "Ich kann mir Dinge schnell merken; lernen ist mir immer schon leicht gefallen. Ich bin Generalistin: Ich kann alles ganz gut, aber nichts perfekt." Ihre schlechteste Note: "In der fünften Klasse habe ich mal eine Vier geschrieben", erinnert sich Lisa und grinst.

Mit den Vorbereitungen auf die Abiturprüfungen im April hat sie in den Osterferien begonnen. "Ich habe gar nicht so intensiv gelernt. Es war nie viel mehr als eine Stunde am Tag. Ich habe mir vor allem verschiedene Aufgabenstellungen angesehen, alte Klausuren noch einmal geschrieben und Matheaufgaben bearbeitet", erzählt sie.

Die Aufgaben in ihren Leistungskursen Mathematik und Sozialwissenschaften sowie in Englisch hat sie problemlos absolviert. "In Spanisch habe ich allerdings erst eine ,Zwei plus’ erreicht. Das hat mich geärgert, weil ich die Sprache immer sehr gern mochte. Also habe ich eine Nachprüfung gemacht", sagt Lisa. Die Entscheidung lohnte sich: Aus der "Zwei plus" wurde eine "Eins plus".

Über ihre Zukunft brauchte Lisa nicht lange nachdenken: "Seit ich vier Jahre alt bin, will ich Ärztin werden, so wie meine Eltern." Zurzeit absolviert sie ein Praktikum am evangelischen Krankenhaus in Mettmann und erfüllt damit bereits eine der Voraussetzungen für das Physikum, die erste Zwischenprüfung im Studium. "Ich weiß: Das Studium wird viel Arbeit. Aber ich habe ein konkretes Ziel vor Augen und gehe enthusiastisch daran", sagt sie.

Auch der Gedanke an Leichen im Präparationskurs schreckt die 17-Jährige nicht: "Ich habe gehört, an den Formalingeruch gewöhnt man sich. Vielleicht werde ich anfangs etwas gehemmt sein - nicht weil es gruselig ist, sondern aus Gründen der Pietät."

Trotz ihres Ehrgeizes hat sich Lisa auch etwas Erholung gegönnt. "Vor Beginn des Praktikums war ich mit meiner Mutter eine Woche lang in London. Ich liebe Kunst und alte Filme. Außerdem lese ich gerne, am liebsten Klassiker: Agatha Christie, Thomas Mann oder Heinrich Heine." Auch Goethes Faust hat sie gelesen. Lisa lächelt. "Da war ich elf Jahre alt."

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