Hochdahl: Erste Wahl aus zweiter Hand

Eltern, die für die Gesamtausstattung ihrer Kinder keinen Kleinkredit aufnehmen wollen, sind hier richtig

Hochdahl. Der Pfarrsaal der Heilig Geist Kirche in der Sandheide hängt voll mit Stoff gewordenen weißen Mädchenträumen. Ob schlicht, mit nur wenigen einzelnen Stoffrosen verziert, oder doch pompös mit Reifrock und Puffärmeln - die Auswahl an Kleidern auf dem fünften Kommunionmarkt ist groß.

Den meisten ist nicht anzusehen, dass sie bereits ein Mädchen glücklich gemacht haben. Auch Anzüge für die Jungen sowie Jacken, Taschen, Schuhe, Kopf- und Tischschmuck aus zweiter Hand werden angeboten. "35 Verkäufer haben ihre Sachen bei uns abgegeben.

Wir verkaufen sie - ohne Kommission", sagen die Organisatorinnen, Anna-Maria Kappaun und Ute Odenthal. "Die Kleider werden meist nur einmal getragen. Wenn keine Geschwister da sind, gibt es dafür keine Verwendung mehr", so Kappaun.

Bei aller Sentimentalität sei das einfach zu schade; immerhin kann ein neues Kommunionkleid bis zu 300 Euro kosten. "Dazu kommen noch Schuhe, Kopfschmuck, eine Jacke - ganz abgesehen von den Kosten für Geschenke und eine Feier", meint Odenthal. Darum seien es nicht nur Kunden, die sich kein neues Kleid leisten können. "Viele wollen das Geld dafür einfach nicht ausgeben", so Odenthal.

Zur Halbzeit ist der größte Ansturm bereits vorbei. 40 Interessierte haben im Pfarrsaal vorbei geschaut, die meisten von ihnen sind fündig geworden. Auch Anja Naujoks hat ihr Glück versucht. "Gerade bei mehreren Kindern geht es nicht, so viel Geld für ein neues Kleid auszugeben", meint sie.

Tochter Andrea hat derweil die Qual der Wahl: Das schlichte Kleid mit dem kleinen Kragen oder das mit den Puffärmeln? "Ich weiß nicht", ist die Achtjährige zunächst unschlüssig. Nach vielen kritischen Blicken in den Spiegel fällt die Wahl auf das erste - und auf eine Jacke, ein Täschchen sowie passenden Kopfschmuck. "Für den Gesamtbetrag hätte man im Geschäft nicht mal das Kleid bekommen", sagt Anja Naujoks.

"Nächstes Jahr werde ich das Kleid wieder verkaufen, wenn es die Feier überlebt. Bei einem teuren, neuen Kleid müsste ich aufpassen, dass Andrea sich nicht schmutzig macht; so ist das nicht schlimm. Ein Kind bleibt schließlich Kind."

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