Hochdahl: Die Tür steht jedem offen

Seit 2007 traten 64 Frauen und Männer wieder in die evangelische Kirche ein.

Hochdahl. Im Haus der Kirchen am Hochdahler Marktwurde vor drei Jahren eine Kircheneintrittsstelle eingerichtet. Sie ist nach wie vor die einzige dieser Art im Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann.

Was bewegt Menschen in Zeiten, in denen Kirche eher durch negative, denn durch positive Schlagzeilen auffällt wieder in die Gemeinde der Christen aufgenommen zu werden? Die WZ sprach darüber mit Andreas Müller (48), seit 1993 Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Hochdahl.

Warum treten Menschen wieder in die Kirche ein?

Andreas Müller: Die meisten sagen, dass sie wieder dazugehören wollen. Das hören wir von etwa 80 Prozent der Frauen und Männer, die sich zu diesem Schritt entschließen.

Sind das nur ältere Menschen?

Müller: Nein, überhaupt nicht. Häufig sind es Leute, die vor längerer Zeit ausgetreten sind. Damals fanden sie diesen Schritt richtig, fühlen sich aber mit dieser Entscheidung nicht mehr wohl.

Wie werben Sie für die Kirche, für die Gemeinde?

Müller: Große Werbekampagnen bringen nichts. Es geht um eine ganz persönliche Entscheidung, die vor allem mit der eigenen Erfahrung von Kirche zusammenhängt: etwa, wo die Menschen der Kirche begegnen, zum Beispiel auf einer Taufe, Hochzeit oder Beerdigung.

Das heißt, es sind ganz persönliche Gründe, die die Menschen zum Wiedereintritt bewegen?

Müller: Ja. Bei vielen ist das ein Schritt, den sie sich lange überlegt haben. Manchmal sind es auch Eltern, deren Kinder einen kirchlichen Kindergarten oder eine kirchliche Schule besuchen.

Gibt es einen Trend zur Rückkehr in die Kirche?

Müller: Im vergangenen Jahr haben wir in Hochdahl die geringste Austrittszahl der vergangenen 30 Jahren registriert. Es ist bundesweit Trend, dass immer mehr Menschen in die evangelische Kirche eintreten. In einer Gesellschaft, die immer bunter wird, wollen sich die Menschen wieder positionieren, suchen nach Werten, auch nach christlichen Werten, für die die Kirche ja steht.

Wie erleben Sie den Rücktritt von Margot Käßmann als Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche und als Bischöfin von Hannover?

Müller: Es gibt kaum ein Thema, auf das ich so oft angesprochen werde. Ich glaube, dass dieser Schritt sie in ihrer Schwäche durch die Konsequenz des Rücktritts auch wieder glaubwürdig gemacht hat. Frau Käßmann war hier für eine ältere Dame auch der Grund, wieder in die Kirche einzutreten. Das hatte ich so ausdrücklich auch noch nicht gehört, steht aber auch für die Entwicklung und einen gewissen Aufbruch in der evangelischen Kirche.

Wie funktioniert so ein Wiedereintritt?

Müller: Wir bieten jeden Mittwoch- und Donnerstagvormittag eine Sprechstunde an oder verabreden uns nach persönlicher Vereinbarung.

Es gehört also immer ein Gespräch dazu? Man füllt nicht einfach ein Formular aus und ist dann wieder drin, oder?

Müller: Nein, der Rückkehr in die Kirche geht immer ein Gespräch mit einem Pfarrer voraus.

Gibt es Gründe, jemanden abzulehnen?

Müller: In der Regel tritt niemand leichtfertig wieder in die Kirche ein. Ich wüsste keinen Grund, es sei denn, derjenige ist zum Beispiel noch Mitglied der katholischen Kirche.

Was spricht aus ihrer Sicht für die Kirche?

Müller: Zu allererst die Gemeinschaft, die mir bei meinem eigenen Glauben hilft. Und dann natürlich die Unterstützung der Institution Kirche mit ihren Beratungs- und Bildungsangeboten, der Jugendarbeit, den Kindergärten und Schulen. Ohne die Institution Kirche gäbe das das nicht. Und man unterstützt auch die Werte, für die die Kirche steht.

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