Mettmann Die Lage im Einzelhandel bessert sich

Mettmann · Von Normalität sind Mettmanns Kaufleute noch weit entfernt, doch die Umsätze wachsen langsam. Ein Stimmungsbild.

 Christoph Berning vom gleichnamigen Raumausstatter hat während der Corona-Krise viel zu tun, weil viele Mettmanner daheim bleiben.

Christoph Berning vom gleichnamigen Raumausstatter hat während der Corona-Krise viel zu tun, weil viele Mettmanner daheim bleiben.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

. Wenn Melanie Knappkötter auf die vergangenen Wochen zurückblickt, ist sie froh, dass in ihrem Modegeschäft „Hauteville“ an der Oberstraße endlich wieder so etwas wie Normalität eingekehrt ist. „Ich mache ja alles mit, aber meinen Laden so lange schließen zu müssen, das möchte ich nicht noch einmal erleben“, erzählt die Geschäftsfrau. Seit 20. April hat sie wieder ihre Türen geöffnet, und mittlerweile trauen sich auch ihre Stammkunden zurück ins Geschäft. Auf besondere Aktionen oder Sonderangebote will Knappkötter jedoch erst einmal verzichten: „Dann würde es zu voll werden, es dürfen ja nicht so viele Kunden gleichzeitig ins Geschäft.“

Eine langsame Normalisierung des Geschäftsbetriebs beobachtet auch Katja Kobold von der Buchhandlung Schlüter in der Galerie Königshof. „Die Kunden brauchen wieder geistige Nahrung nach dem langen Lockdown“, berichtet Kobold. Zwar sei die Schutzmaske für das entspannte Stöbern hinderlich, aber sowohl Kunden als auch Verkäufer sehen es bei Schlüter gelassen. „Die Kunden sind froh, dass wir wieder da sind. Es gibt allerdings mehr Zielkäufe, die Aufenthaltsdauer im Geschäft ist deutlich kürzer. Wir sind aber auf einem guten Weg“, so Kobold. Aufgrund der Abstandsregeln dürfen sich maximal zwei Kunden gleichzeitig im Geschäft aufhalten, das hindert auch einige Kunden an einem spontanen Besuch.

Auch Christoph Berning vom Einrichtungshaus Berning an der Poststraße freut sich, dass er wieder Kunden begrüßen darf. In der 95-jährigen Geschichte des Betriebs habe es eine Situation wie die Corona-bedingte Schließung wohl noch nie gegeben, schätzt der Inhaber. Neben den allgemeinen Hygienemaßnahmen im Laden muss Berning auch bei Kundenterminen für die hauseigene Polsterei besonders auf die Hygiene achten: „Wir arbeiten, wenn es der Kunde wünscht, mit Mundschutz und Einweghandschuhen.“ In den ersten Wochen nach der Wiedereröffnung hat Berning einen erheblichen Auftragsrückgang hinnehmen müssen, mittlerweile läuft das Geschäft aber überdurchschnittlich gut. „Vermutlich liegt es daran, dass der Kunde mehr zuhause ist als sonst“, sagt Berning.

Für beratungsintensive Branchen ist die aktuelle Situation allerdings schwierig. „Für uns hat sich der Geschäftsbetrieb noch lange nicht normalisiert, die Kunden sind noch sehr zurückhaltend“, berichtet Gerhard Jacobs vom Schuhhaus Schmidt am Lavalplatz. „Wir sind ja kein Supermarkt, in dem sich der Kunde die Ware aus dem Regal holt und direkt bezahlt. Beim Schuhkauf braucht es Beratung und teilweise auch engen Kundenkontakt, das ist mit den geltenden Abstands- und Hygieneregeln schwierig umzusetzen“, sagt Jacobs.

Für die Zukunft sind die Mettmanner Geschäftsleute geteilter Meinung. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Corona im stationären Einzelhandel dauerhaft Spuren hinterlassen wird“, sagt Christoph Berning. Er befürchtet, dass das Ladensterben in den Innenstädten durch die Corona-Pandemie noch beschleunigt wird. An eine Erholung der lokalen Wirtschaft glaubt Katja Kobold nur, wenn die Maskenpflicht wegfällt: „Es wird ein langer Weg, aber es war ja auch vor Corona schon nicht einfach, sich gegen den Online-Handel durchzusetzen.“ Melanie Knappkötter beobachtet hingegen wachsende Solidarität: „Viele Kunden besinnen sich doch gerade jetzt auf den lokalen Handel. Ich bin mir sicher, dass sich das Geschäft erholen wird.“

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