Schrittweiser Übergang in die Normalität Vorfreude in Mettmann : Einzelhandel steht vor dem Neustart
Mettmann. Abstandsregeln und Desinfektion – die Händler bereiten sich auf die Öffnung der Läden vor.
Nachdenklich schaut Rose Schlüter den Boden in ihrer Buchhandlung an. Irgendwie will sie dort Markierungen anbringen, damit ihre Kunden genügend Abstand halten, wenn sie ihr Geschäft in der Galerie Königshof am Montag wieder öffnet. Zehn Quadratmeter, so habe ihr Fachverband als Faustregel mitgeteilt, brauche jeder Kunde. Das heißt, sie kann in ihr knapp 100 Quadratmeter Verkaufsfläche umfassendes Geschäft zeitgleich neun Kunden lassen. Der Rest muss draußen warten, bis einer geht, überlegt sie. „Wir haben schon versucht, an rotes Klebeband dranzukommen, um die Abstände zu markieren, im Baumarkt und anderswo, aber das ist nicht lieferbar“, erzählt sie. „Vielleicht werden wir es jetzt mit Kreide versuchen.“
Mit großer Erleichterung reagieren die Einzelhändler auf die Ankündigung, Geschäfte wieder öffnen zu können. „Wir freuen uns riesig darauf, dass es langsam wieder los gehen kann“, sagt Sabrina Nebeling-Aysal, Mit-Inhaberin des Modegeschäftes „Platzhirsch“. Möglich ist das jedoch zunächst nur Geschäften mit einer Fläche von bis zu 800 Quadratmetern.
Zum Vergleich: Ein Aldi-Supermarkt hat in der Regel rund 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche, ganz moderne haben bis zu 1200. So will der Gesetzgeber erreichen, dass vor allem die kleinen Läden in den Innenstädten von der Öffnung profitieren, während großflächiger, meist in der Peripherie angesiedelter Handel wie Möbelgeschäfte und Mode-Outlets weiterhin geschlossen bleiben müssen.
Das wollen nicht alle kampflos hinnehmen: Als „willkürliche Marktverzerrung“ wertet Thomas Stolletz, Geschäftsführer der Poco-Einrichtungsmärkte, die auch eine Adresse in Wülfrath haben, die ersten Schritte zum Ausstieg aus den Corona-Shutdown. „Es ist weder nachzuvollziehen noch zu begründen, warum im Einzelhandel eine Grenze bei 800 Quadratmetern Geschäftsfläche gezogen werden soll“, schreibt er in einem Brief an die Bundesregierung. Gerade der größerflächige Einzelhandel könne Abstandsregeln hervorragend gewährleisten – besser als jeder kleinflächige Anbieter. Unklar sei auch, warum Garten- und Heimwerkermärkte geöffnet sind – Einrichtungsmärkte mit vergleichbaren Sortimenten aber nicht.
Händler mussten Rücklagen angreifen, um zu überleben
Für Einzelhändlerin Rose Schlüter geht es ums Überleben. In den vergangenen Wochen musste sie bereits ihr Erspartes angreifen, um die Miete zu bezahlen. Die Bestellungen der vergangenen Wochen waren da nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Daher sei sie über die neue Regelung froh: „Hauptsache, wir dürfen wieder aufmachen.“ Auch wenn sie nicht erwartet, dass ihre Umsätze unter den neuen Bedingungen wieder so sein werden wie vor der Corona-Krise. „Bis sich das wieder normalisiert, wird es bestimmt bis Ende des Jahres werden.“