Schrittweiser Übergang in die Normalität Vorfreude in Mettmann Einzelhandel steht vor dem Neustart

Mettmann. · Abstandsregeln und Desinfektion – die Händler bereiten sich auf die Öffnung der Läden vor.

 Mechthilde Plante-Lutat, Mitarbeiterin der Buchhandlung Schlüter, desinfiziert den Kassenbereich. Das ist eine Auflage für die Wiedereröffnung.

Mechthilde Plante-Lutat, Mitarbeiterin der Buchhandlung Schlüter, desinfiziert den Kassenbereich. Das ist eine Auflage für die Wiedereröffnung.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Nachdenklich schaut Rose Schlüter den Boden in ihrer Buchhandlung an. Irgendwie will sie dort Markierungen anbringen, damit ihre Kunden genügend Abstand halten, wenn sie ihr Geschäft in der Galerie Königshof am Montag wieder öffnet. Zehn Quadratmeter, so habe ihr Fachverband als Faustregel mitgeteilt, brauche jeder Kunde. Das heißt, sie kann in ihr knapp 100 Quadratmeter Verkaufsfläche umfassendes Geschäft zeitgleich neun Kunden lassen. Der Rest muss draußen warten, bis einer geht, überlegt sie. „Wir haben schon versucht, an rotes Klebeband dranzukommen, um die Abstände zu markieren, im Baumarkt und anderswo, aber das ist nicht lieferbar“, erzählt sie. „Vielleicht werden wir es jetzt mit Kreide versuchen.“

Mit großer Erleichterung reagieren die Einzelhändler auf die Ankündigung, Geschäfte wieder öffnen zu können. „Wir freuen uns riesig darauf, dass es langsam wieder los gehen kann“, sagt Sabrina Nebeling-Aysal, Mit-Inhaberin des Modegeschäftes „Platzhirsch“. Möglich ist das jedoch zunächst nur Geschäften mit einer Fläche von bis zu 800 Quadratmetern.

Zum Vergleich: Ein Aldi-Supermarkt hat in der Regel rund 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche, ganz moderne haben bis zu 1200. So will der Gesetzgeber erreichen, dass vor allem die kleinen Läden in den Innenstädten von der Öffnung profitieren, während großflächiger, meist in der Peripherie angesiedelter Handel wie Möbelgeschäfte und Mode-Outlets weiterhin geschlossen bleiben ­müssen.

Das wollen nicht alle kampflos hinnehmen: Als „willkürliche Marktverzerrung“ wertet Thomas Stolletz, Geschäftsführer der Poco-Einrichtungsmärkte, die auch eine Adresse in Wülfrath haben, die ersten Schritte zum Ausstieg aus den Corona-Shutdown. „Es ist weder nachzuvollziehen noch zu begründen, warum im Einzelhandel eine Grenze bei 800 Quadratmetern Geschäftsfläche gezogen werden soll“, schreibt er in einem Brief an die Bundesregierung. Gerade der größer­flächige Einzelhandel könne Abstandsregeln hervorragend gewährleisten – besser als jeder kleinflächige Anbieter. Unklar sei auch, warum Garten- und Heimwerkermärkte geöffnet sind – Einrichtungsmärkte mit vergleichbaren Sortimenten aber nicht.

Händler mussten Rücklagen angreifen, um zu überleben

Für Einzelhändlerin Rose Schlüter geht es ums Überleben. In den vergangenen Wochen musste sie bereits ihr Erspartes angreifen, um die Miete zu bezahlen. Die Bestellungen der vergangenen Wochen waren da nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Daher sei sie über die neue Regelung froh: „Hauptsache, wir dürfen wieder aufmachen.“ Auch wenn sie nicht erwartet, dass ihre Umsätze unter den neuen Bedingungen wieder so sein werden wie vor der Corona-Krise. „Bis sich das wieder normalisiert, wird es bestimmt bis Ende des Jahres werden.“

Auch Juwelier Andreas Kortenhaus schmiedet bereits Pläne. Sein Personal will er in Gruppen einteilen, die sich abwechseln. Außerdem will er Acrylglas-Barrieren als Spuckschutz organisieren. Die Öffnung unter neuen Bedingungen kostet die Händler also auch Geld. Um Masken und Desinfektionsmittel zu organisieren, wollen sich die Händler in der Mettmanner Innenstadt zusammenschließen, um Sammelbestellungen aufzugeben.

Die Öffnungszeiten werden sich erst mal verkürzen. Dazu wollen sich die in der neuen Initiative „ShopKulturME“ von Cora Fuchs organisierten Kaufleute aber noch absprechen, um in der Innenstadt möglichst einheitliche Öffnungszeiten anzubieten. Dazu gehört auch Sabrina Nebeling-Aysal, Mit-Inhaberin des Modegeschäftes „Platzhirsch“: „Wir tendieren dazu, von 10 bis 15 Uhr geöffnet zu haben“, erläutert sie, „denn wir wissen noch gar nicht, ob der Kunde schon bereit ist, shoppen zu gehen“.

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