Haaner Kirmes: Zu Gast bei Schaustellern

Der Blick hinter die Kulissen führte vom Mandelstand über einen geräumigen Wohnwagen bis hin zu Brezelbäcker und Voll-Imbiss.

Haan. Spätsommerliche Temperaturen, blauer Himmel - da hielt es die Haaner und die vielen Besucher von außerhalb nicht mehr zu Hause. Stattdessen strömten sie in den vergangenen drei Tagen in Scharen in die Innenstadt, um das Jahrmarkt-Gefühl hautnah zu erleben.

Einen Blick hinter die bunten Kulissen warfen am Sonntag etwa 30 Frauen, Männer und Kinder. Im Ratssaal startete die Gruppe unter der Anleitung von Kirmes-Organisator Rainer Skroblies und Albert Ritter, Präsident des deutschen und europäischen Schaustellerbundes, den Rundgang. Mandelwagen, Fahrgeschäfte, Brezelstand und Imbisswagen waren die Stationen, die die Kirmesfans besuchen durften.

Am Stand von Familie Kaselowsky direkt am Rathaus, wo es gebrannte Nüsse und Obst in Schokolade gibt, durfte Judith (14) ihre ersten Fruchtspieße stecken, während die Standbesitzer die vielen Fragen der Besucher beantworteten. Wie macht man gebrannte Mandeln, ohne dass sie verkleben? Wie viele Weintrauben verkaufen Sie während der Kirmes? Und was essen die Haaner am liebsten?

"Gebrannte Mandeln entstehen mit Zucker und Wasser im Kupferkessel", erklärte Roman Kaselowsky den neugierigen Gästen. Erhitzt auf 200 Grad und unter ständigem Nachpudern mit Zucker erhalten sie innerhalb von 20 Minuten ihren knusprigen Überzug. Ehefrau Cornelia stand Judith bei den Fruchtspießen bei. "Wir brauchen etwa 20 bis 30 Kilogramm Weintrauben in den vier Tagen", sagt sie. "Die Haaner essen gerne Obst."

Nur zwei Wagen weiter öffnet Rolf Barth seinen Wohnwagen. "Das ist ja riesig", staunten die Gäste. Schließlich fehlt dort nichts: Vom Schlafzimmer mit Doppelbett über Küche und Badezimmer bis hin zum großzügigen Wohnzimmer inklusive Couch, Essecke und Fernseher.

Rolf Barth (47) stammt aus einer großen Schausteller-Familie. Sein Bruder betreibt einen Freizeitpark bei Wiesbaden, sein Vater den Fünfer-Looping, der zurzeit auf dem Münchner Oktoberfest steht. Er selbst hat die "Wilde Maus" und den Auto-Scooter nach Haan gebracht, während seine Frau zu Hause geblieben ist. Sie erwartet Zwillinge, die dann ebenso auf große Fahrt gehen wie ihre Eltern.

Für die Kinder wurde der Stopp am "Bretzelstand" von Familie Grimmer aus Hamburg zum Höhepunkt des Rundgangs. Mit Andreas Grimmer durften sie den Hefeteig bearbeiten, rollen und in die gewünschte Brezelform bringen. "Wir machen alles selbst", warb seine Frau Sabine für die hausgemachten Backwaren, die die Hamburger seit fast 20 Jahren anbieten.

. . . der europäische Schaustellerverband 1954 noch vor den Römischen Verträgen gegründet wurde?

. . . es kaum noch deutsche Mitarbeiter auf den Jahrmärkten gibt? Laut Albert Ritter, Präsident des deutschen und europäischen Schaustellerbundes, arbeiten für das deutsche Schaustellergewerbe 9600 Polen und Rumänen.

. . . 90 Prozent der Schausttellerbetriebe Familienunternehmen seit Generationen sind?

. . . die Schausteller ein Viertel ihres Umsatzes auf Weihnachtsmärkten machen müssen, um überleben zu können?

. . . die Haaner Kirmes 128 000 Euro (ohne Strom) kostet? Finanziert wird diese Summe über die Standgebühren der Schausteller. So zahlt zum Beispiel Rolf Barth ("Wilde Maus", Autoscooter) 4000 Euro an die Stadt Haan.

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