Haaner Band: Die Musik vertreibt den Frust

Ehemalige Hauptschüler haben vor einem Jahr die Band 4MB gegründet. In ihren Liedern singen sie gegen die Tristesse des Alltags an. Am 20. Juni sind sie im Haaner Jugendhaus zu hören.

Haan. Im Zimmer ist Platz für ein Bett, einen Schreibtisch und den Rechner. 3000 Euro hat Auszubildender Christof Mager in den vergangen Jahren von seinem Gehalt abgezweigt, um sie in seine Anlage zu investieren. "Das ist schon was Besseres. Es gibt aber noch teurere Technik", sagt er. Mager ist ein zurückhaltender Mensch.

Der 21-Jährige hat die Hauptschule in Haan besucht - soviel ist er bereit, zu erzählen. Dort sei er der einzige gewesen, der Begeisterung für das Projekt eines Musiklehrers aufgebracht hätte: "Von ihm habe ich gelernt, Lieder zu komponieren." Seit mehr als fünf Jahren nun schreibt Mager Melodien - seit etwas einem Jahr für die Band 4MB. Hip Hop, das ist die Musik der jungen Band.

Songs, die von Arbeitslosigkeit, der Angst zu versagen und durchwachten Nächten erzählen. Das Leben, sagen die 21-Jährigen. "Wir kommen alle aus schwierigen Verhältnissen."

Tatsächlich wirken die jungen Männer nicht, als hätten sie es leicht gehabt. Sie alle haben die Hauptschule in Haan besucht und hart um ihre Ausbildungsplätze gekämpft. "Wir singen von Dingen, die wir im Alltag nicht verarbeiten können", sagt Musiker Marcel Stroms.

Andreas Schulmann, den sie in der Band Prime-Time nennen, hat seine Ausbildung abgebrochen, einen neuen Ausbildungsplatz hat er noch nicht gefunden. Dennoch glaubt er fest an sich. "Prime- Time, das bedeutet, ich komme immer zur besten Sendezeit", sagt er.

Statt sich zurückzuziehen, verbringt Prime-Time jedes Wochenende mit den Bandkollegen. Mager schreibt die Melodien, die anderen texten im Wechsel. "Sammel deine Erfahrung schon mit 17 - viele werden dich nur als Witz sehn", rappen die 21-Jährigen auf ihrer CD, an der sie ein Jahr gearbeitet haben.

Thematisiert wir das eigene Realitätserleben - die Suche nach einem Platz in der Gesellschaft. Er ist die Viva-Gerneration, die da spricht. Dennoch versucht die Band, sich die Clips im Fernsehen nicht zum Vorbild zu nehmen. "Wir kommen ja nicht aus L.A. oder so. Wir sind bodenständig und wollen das auch bleiben", sagt Bandmitglied Marcel Stroms, alias Flex Dyam.

Flexibel und dynamisch bedeutet das - das Vokabular der Erfolgreichen. Angepasst aber sind die jungen Männer nicht. Sie greifen auch zu drastischer Sprache, um sich und ihre Situation verständlich zu machen.

Häufig gelingt das. Die 21-Jährigen geben sich erwachsen. Die Jugend klingt in den Liedern dennoch durch. Und dann ist da noch der Traum, irgendwann mit der Musik Geld verdienen zu können. Ausgeträumt ist er noch nicht. Jedenfalls nicht bei Prime-Time: "Ich würde mir wünschen, dass wir irgendwann richtig bekannt werden und von der Band leben können", sagt er.

Ein paar Auftritte hatten die ehemaligen Schüler schon, in Hilden und Mönchengladbach. Am 20. Juni sind sie im Haaner Jugendhaus zu hören. Dann wollen sie beweisen, dass sie es musikalisch mit den "Viva-Vorbilder" aufnehmen können. Allerdings geben sie zu: "Wir sind alle etwas aufgeregt."

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