Haan: Tina Recknagel begeistert ihr Publikum

Haanerin präsentiert sich überzeugend unterhaltsam.

Haan. Gibt es etwas Schöneres als zu lästern? Ja. Nämlich zu lästern, und andere hören interessiert dabei zu. Dieses Phänomen gab es Samstag- und Sonntagabend im Restaurant Supé zu bestaunen. Tina Recknagel präsentierte "Recknagel macht schlank". Im Untertitel heißt das Programm "Kabarett zum Abnehmen".

"Lachen macht schlank. Sie sehen’s an mir - ich hab’ nicht viel zu lachen." In der Rolle der Putzfrau , geschmückt mit einem Staubtuch als Haarband und Haushaltshandschuhen, erzählte sie aus ihrem Leben: "Ich bin 1,78Meter groß, leider auch genauso breit, und ich verrate ihnen eine Geheimnis: nackt sehe ich definitiv schlechter aus als angezogen."

Einst im schönen Haan geboren zog sie 1999 nach Stuttgart - das ist übrigens keine Bühnenanekdote, sondern die Wahrheit - und wird seither "Tinele" genannt. Auch mit landestypischen Begebenheiten, Lieblingsthema Kehrwoche, setzt sie sich auseinander. Und weil sie einen Nachbarn hat, der so zum Anbeißen ausschaut wie der Typ aus der Cola-Light-Reklame, macht sich das Tinele chic zum Putzen. Eingehüllt in zehn Meter wallenden Chiffon steht sie also vor dem Traum ihrer schlaflosen Nächte, und er sagt: "Toll, Ihr Zwei-Mann-Zelt. Wo wollen wir’s denn aufbauen?"

Das besondere an diesem Abend ist, dass die 29-Jährige bei ihrem unterhaltsamen Monolog vor allem sich selbst auf den Arm nimmt.

Als "Mädchen für alles" und Reinigungsfrau kennt sie das Leben und thematisiert, was ihr vor die Füße fällt. Mit dabei sind Lieblingsberufe, Männer und Irrtümer. Mit Diäten sei sie fertig, "Rund ist auch eine Form. In mir steckt nicht eine Cindy Crawford, sondern zwei. Und die müssen satt werden."

Zu den "anonymen Brotkorbleeren" geht sie seither nicht mehr, sondern denkt über Fettspenden nach. "Das ist genauso wichtig wie Blutspenden - vor allem für Hollywoodstars" - mit irgendwas müssten ja Lippen und Brüste aufgespritzt werden.

Unterbrochen wird der Redefluss von einigen Liedern, bei denen Tina Recknagel von Pianist Stefan Scheidtweiler ("der tut nichts, der will nur spielen") begleitet wird. Obwohl Tina Recknagel keine Stimme wie die Callas hat, kommt auch dieser Teil des Programms gut beim Publikum an, weil auch er so unprätentiös und unterhaltsam ist.

Ob die Zuhörer am Ende des Abends dank der vielen Lachattacken tatsächlich schlanker als vorher waren oder das leckere Abendbrot diese Abnehmmethode konterkarierte, kann bloß ein Gang auf die Waage zeigen.

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