Haan: Prüfung in der Baumschule

In der Baumschule Selders machen 36 Lehrlinge ihre Abschlussprüfung.

Haan. Amberbaum ist nicht gleich Amberbaum - das wissen auch die meisten Hobbygärtner. Doch wenn es um den botanischen Namen des beliebten Baumes geht, kommt der Laie wohl ins Schwitzen. Das konnten sich die angehenden Baumschulgärtner gestern in der Baumschule Selders nicht erlauben.

Da durfte nicht lange gefackelt werden: Liquidambar styraciflua musste wie aus der Pistole geschossen kommen. Denn gestern wurden den ersten von insgesamt 36 Baumschülern aus dem Großraum Düsseldorf von der Landwirtschaftskammer die Abschlussprüfungen abgenommen.

Den halben Tag mussten die Gärtnerlehrlinge ihre grünen Daumen unter Beweis stellen. Jeweils begleitet von einer dreiköpfigen Prüfungskommission ging es von einer Prüfungsstation zur nächsten. Wirklich alles, was die Lehrlinge in ihren drei Ausbildungsjahren gelernt haben, wurde auch in Praxis und Theorie abgefragt: Durchführung von Pflanzenschutzmaßnahmen, das Roden und Ballieren von Gehölzen, Gehölze sortieren und kennzeichnen.

An jeder Station in rauen Mengen griffbereit: Pflaster. "Davon brauchen wir immer einige. Aber das macht auch die Aufregung, das ab und zu mal etwas daneben geht", erzähl Ingrid Peter von der Landwirtschaftskammer.

Gerne stellt Helmut Selders sein 50 Hektar großes Gelände für die Prüfungen zur Verfügung. Er selbst ist in einer "Baumschulendynastie" groß geworden - schon die Eltern hatten eine Schule. Für ihn gab es nur diesen Beruf. "Eigentlich sollte ich Bankkaufmann werden", erinnert er sich. Den Ausbildungsvertrag hatte er schon in der Tasche, hat dann aber einen Rückzieher gemacht. "Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen", so der 50-Jährige. Vor 28 Jahren hat er dann die Baumschule in Haan gekauft.

Aktiv beim Aufbau der verschiedenen Prüfungsstationen war Selders Baumschüler Julian Rother. Nicht ohne Hintergedanken: "So konnte ich mir mal anschauen, was im nächsten Jahr auf mich zukommt", so der 19-Jährige lachend. Ein Problem könnte dann der Bereich Pflanzenerkennung werden. 50 Pflanzen müssen die Prüflinge mit ihren botanischen Namen benennen. "Im Laufe der Ausbildung müssen sie einen Katalog von 350 Pflanzen lernen", sagt Ingrid Peter.

Bei Prüfling Tim Rafel ist es bis zum Mittag gut gelaufen: "Die Prüfungen sind zwar schwer, man muss vieles können. Aber es läuft." Nur den grünen Daumen zu haben reicht nämlich nicht. Das weiß auch prüfer Wilfried Schweke, vor dem 1974 schon Helmut Selders schwitzen musste. "Unser Beruf hat viel mit Idealismus zu tun. Immer wieder müssen die Azubis motiviert werden", so der Prüfer. Und ausgelernt hat man nie. "Es gibt ja immer wieder neue Züchtungen, die man kennen muss", so Selders.

Doch dafür ist der Beruf durch und durch positiv, findet Selders: "Ein Auto verliert im ersten Jahr schon 20 Prozent an Wert. Pflanzen sind wie Antiquitäten oder Schmuck, sie nehmen an Wert zu. Und wenn man eine Pflanze gießt und düngt, ist es, als würde sie danke sagen. Das ist einfach bärenstark."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort