Haan: Künstler arbeiten unterm Dach, und die Kunst hängt im Keller

In der Galerie „Kunst im Keller“ sind ab Sonntag Werke von Franz Leinfelder und dem Meisterschüler von Tony Cragg, Amouzou Glikpa, zu sehen.

Haan. Dass Franz Leinfelder einer der ersten Künstler ist, dessen Werke in der Galerie "Kunst im Keller" zu sehen sind, sei Zufall, sagt er. Gleichzeitig verkündet der Vater des Haans (die großen Figuren, die verteilt im ganzen Stadtgebiet zu finden sind): "Ich bin wieder zu Hause."

Denn Leinfelder kehrt der vor zwei Jahren ins Leben gerufenen Produzenten-Galerie "Wie(ge)scheid" in Langenfeld den Rücken. "Sehr zum Leidwesen des Langenfelder Bürgermeisters", sagt er und nennt gesundheitliche Gründe für seinen Rückzug aus der Ateliergemeinschaft und seinen vierwöchigen Klosteraufenthalt, den er in der kommenden Woche antreten wird.

Doch bevor er Richtung Salzburger Land abreist, zeigt Leinfelder ab Sonntag 40 seiner Exponate, die in den vergangenen 20 Monaten entstanden sind, in den Räumen an der Wilhelmstraße 33a. Ein paar Stufen führen in das Untergeschoss, in dem vor allem die roten Wände jegliche Assoziationen mit ehemaligen Kellerräumen gar nicht erst aufkommen lassen.

Gleichzeitig sind sie die ideale "Leinwand", um den Zyklus von Gesichtern von Leinfelder zur Geltung zu bringen. "Er reicht von ganz lustig bis ganz traurig", sagt er. Da ist das Gesicht mit der Sonnenbrille. "Ready for take off", heißt es und gehört eindeutig zu den fröhlichen Gesichtern. Ganz im Gegensatz zu "Fatima", das aus einer schwarzen Gasmaske besteht. "Vergänglichkeit ist mein Thema", sagt der 68-Jährige und fügt hinzu: "Meine Kunst ist nichts fürs Kinderzimmer."

Das sind die Köpfe und Skulpturen von Amouzou Glikpa aus Togo auch nicht. Der Meisterschüler von Toni Cragg zeigt seine Werke in dem einzigen Raum der Galerie, in dem die Wände weiß gestrichen sind. Man sieht den in Wuppertal entstandenen Arbeiten die afrikanische Herkunft ihres Künstlers an.

Die Oberflächen der Arbeiten, der Figuren und Widderköpfe, sind von der Farbe der tropischen Erde verkrustet und zerrissen. "Seine Werke sind von eingehender Spiritualität", sagt die Kunsthistorikerin Deborah Berger, die der Galeristin Marion Marlene Faßbender beratend zur Seite stehen wird.

"Es muss außergewöhnliche Kunst sein", gibt Fassbender die Richtung der Galerie vor. Fünf Ausstellungen im Jahr will sie in ihren Räumen organisieren, hinzu sollen Seminare, Kurse, Workshops und Lesungen kommen. "Hier ist Trubel angesagt. Wir sind offen für alles", sagt die 47-Jährige, die auch Heilpraktikerin und Gesundheits- und Mentalberaterin ist.

Gleichzeitig soll das Haus Künstlern zum Beispiel aus dem Ausland offen stehen. Dafür wurde unter dem Dach des Hauses ein kleines Appartement eingerichtet, das zwei Kunstschaffenden Platz bietet. Kostenlos können sie dort arbeiten und ihre Werke, die vielleicht in Haan entstanden sind, im Keller ausstellen. Denn Massenproduktionen werden ihren Weg nicht in den Kunst-Keller finden.

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