Haan: (K)ein Platz für den Kiebitz

Laut AGNU wird die Ausweichsfläche wird von der Vogelart nicht angenommen.

Haan. Der Kiebitz fällt auf mit seinen kurzen Beinen und seiner schwarze Haube auf dem Kopf, die einer neckischen Tolle gleicht. Zusammen mit vielen anderen Vögeln wie dem Uhu, dem Mäusebussard oder dem Habicht gehört er zu den streng geschützten Arten.

Das hat Konsequenzen: Wer dem Kiebitz seinen Wohnraum nimmt, muss dafür sorgen, dass er sich an anderer Stelle niederlassen kann. Genau dieser Fall ist in Haan eingetreten. Das Gewerbegebiet "Technologiepark Haan/ NRW", früher bekannt als "Champagne2", verdrängte die Vögel von dem Areal an der Millrather Straße. Dafür musste die Stadt einen Ersatz bieten, so verlangen es europäische Artenschutz-Richtlinien.

Das ist rund um das Gewerbegebiet auch geschehen. Trotzdem kreidet die AG Natur + Umwelt Haan (AGNU) der Stadt an, den Kiebitzen nicht gerecht zu werden. Vorsitzender Sven Kübler sagt: "Die Flächen sind ungeeignet." Sie seien an Wegen gelegen oder zu nahe am Wald. "Da wird kein Kiebitz brüten", glaubt der Umweltschützer.

Den Fehlgriff kreidet die AGNU der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft an. Dieser wurde von der Stadt das Thema Kiebitze anvertraut. Das Konzept: Die Stadt kauft nicht selbst Flächen und macht sie für den Kiebitz bewohnbar, sondern zahlt Bauern Geld, damit diese Teile ihres Ackers entsprechend bebauen, so dass ein Kiebitz sich dort wohlfühlt und niederlässt. Der technische Beigeordnete Matthias Buckesfeld will zwar nicht verraten, in welcher Höhe Gelder fließen. "Das ist auf jeden Fall um einiges günstiger, als wenn wir die Flächen kaufen würden", gibt er jedoch zu.

Was benötigt der Kiebitz eigentlich zu seinem Glück? Kübler: "Im Prinzip braucht diese Vogelart einen braunen Acker." Das schränkt die Anbaumöglichkeiten für den Landwirt ein. Alles was hoch wächst, ist tabu. Der Natürschützer: "Rüben sind möglich. Oder einfach Gras wachsen lassen." Die Flächen in Haan erfüllen zwar diese Kriterien, nur sei die Lage einfach zu ungünstig. "Der Kiebitz ist ein empfindlicher Vogel", sagt Kübler.

Für Buckesfeld sind die Ansichten des Naturschützers nur "eine Meinung von vielen." Die Stiftung beobachte das Verhalten der Kiebitze - "Monitoring" heißt das auf Neudeutsch. Sollte sich das Vorkommen negativ entwickeln, werde man reagieren.

"So eine Erkenntnis muss reifen", sagt Buckesfeld. Richtwerte, wie klein die Kiebitz-Population werden darf, in welchen Intervallen gemessen wird - dazu konnte der technische Beigeordnete keine Angaben machen. Kübler will es wissen: "Es gab in Haan einmal sechs bis acht Brutpaare. Aktuell sind es noch drei."

Mit weiterer Verdrängung muss der Kiebitz zurzeit nicht rechnen. Der zweite Bauabschnitt des Gewerbegebiets lässt auf sich warten. Die Nachfrage schwächelt - schlecht für die örtliche Wirtschaft, gut für den Vogel mit der Tolle.

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