Haan: Einstieg ins Stromgeschäft?

Die Netz-Übernahme durch die Stadtwerke ist eine denkbare Variante.

Haan. Wenn in zwei Jahren der Konzessionsvertrag der Stadt Haan mit dem Energieversorger RWE ausläuft, muss der Rat entscheiden, mit wem er einen neuen Vertrag aushandelt. Das kann wieder der RWE-Konzern sein, das können aber auch die Stadtwerke Haan oder ein anderer Energieversorger sein.

"Wir diskutieren das Thema im Arbeitskreis Strategie - Ende offen", sagt Bürgermeister Knut vom Bovert. Nächster Termin ist der kommende Freitag. Ob sich die Übernahme des Stromnetzes durch die Stadt lohnt, will er derzeit noch nicht beurteilen.

"Das kann ich nicht pauschal beantworten. Ich befinde mich noch in der Informationsphase." Denn erst im Dezember will der Energiekonzern konkrete Daten und Informationen für eine Bewertungsgrundlage des Stromnetzes zur Verfügung stellen. Dann kann unter anderem der Kaufpreis ermittelt werden.

"Das werden viele Millionen sein", schätzt Stefan Chemelli, Chef der Haaner Stadtwerke. Geld, das das städtische Tochterunternehmen durchaus bereit wäre, zu investieren. "Wir haben in jedem Fall ein intensives Interesse daran, unsere Kunden auch kompetent, professionell und preiswert mit Strom zu versorgen", sagt Chemelli.

Voraussetzung für die Übernahme des Stromnetzes sei allerdings ein Wirtschaftsgutachten, das in Auftrag gegeben werden müsste, um den Wert des Netzes zu ermitteln. Denn: "Das Stromnetz mit seinen ober- und unterirdisch verlegten Kabeln, Transformatoren und Schalteinrichtungen ist über die Jahre und Jahrzehnte gewachsen. Dabei wurde immer wieder in das Netz und seine Anlagen nachinvestiert", sagt der Stadtwerke-Chef.

Unüblich sind solche Übernahmen nicht: Haans Nachbarstadt Erkrath hat am 1. Juli 1997 ihr Stromnetz von RWE für damals 34 Millionen Mark übernommen. Das Ergebnis: Die Stadtwerke Erkrath haben in ein eigenes Blockheizkraftwerk investiert, produzieren damit einen Großteil ihres Stroms selbst und zählen inzwischen zu den günstigsten Anbietern in Deutschland.

Genau das könnte für die Übernahme sprechen: Kleinere Stadtwerke bieten in der Regel günstigere Stromtarife als die Energieriesen an. So sind auch die von den Stadtwerken Erkrath und Hilden erhobenen Preise für den Strombezug deutlich günstiger als die in Haan.

Die Haaner SPD hat sich schon 1993 für die Übernahme des Stromnetzes stark gemacht. Damals haben die Genossen im Stadtrat keine Mehrheit gefunden - und der Konzessionsvertrag mit RWE wurde um 20 Jahre verlängert. An ihrer Forderung hat das nichts geändert..

"Wir wollen die Zukunft unserer Stadtwerke sichern, sie zu einem starken Partner machen, ihr Geschäftsfeld erweitern und nicht deren Anteile verkaufen", so Ratsherr Bernd Stracke. Mit der Übernahme des Stromnetzes würden die Stadtwerke zu einem Vollversorger, der sich am Markt besser etablieren und Strom günstig weiterverkaufen könnte.

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