Haan: Ein Baukörper auf Zeit für den Neuen Markt

Die Stadt Haan beteiligt sich an dem Wettbewerb „Ab in die Mitte“ und will Impulse für einen „Gesundungsprozess des Neuen Marktes“ setzen.

Haan. Eine Augenweide, ein Platz auf dem man sich gerne aufhält, ist der Neue Markt nicht. Zu karg, zu offen, zu überdimensioniert präsentiert sich das Herz der Stadt, das Ende der 70er-Jahre als städtischer Hauptplatz angelegt wurde. Der Grund dafür liegt nicht in einer innerstädtischen Fehlplanung, sondern zollt der jährlich stattfindenden viertägigen Haaner Kirmes Tribut. Für die Fahrgeschäfte der Schausteller, unter anderem dreht sich auf dem unteren Neuen Markt jedes Jahr das Riesenrad, wird der Platz freigehalten.

Vier Tage Leben stehen 361 Tagen Tristesse gegenüber. Um das zu ändern, beteiligt sich die Stadt Haan an dem Wettbewerb "Ab in die Mitte - Die City Offensive NRW" 2010 und bewirbt sich zum Ausschreibungsthema "Stadt:Kern:Gesund". Dabei geht es in einem ersten Schritt um die Schaffung einer Stadtkernvision, die mit technischen und visuellen Hilfen schon jetzt dem Bürger anschaulich und erlebbar gemacht werden soll.

"Wir brauchen für den Platz temporäre Elemente", sagt Elmar Jünemann von der städtischen Wirtschaftsförderung. Denn: "Die Kirmes ist eine Restriktion für den Platz." Aber die wolle man natürlich nicht verhindern. Stattdessen soll die Aufenthalts- und Versorgungsqualität des Neuen Marktes verbessert werden.

Jünemann setzt dabei auf Kreativität und Visionen. Unterstützung für den Wettbewerbsbeitrag der Stadt bekam er von dem Haaner Unternehmen ISR (Innovative Stadt- und Raumplanung GmbH), Mitgliedern des Vereins Haaner Sommer, und einigen Bürgern. Gemeinsam entwickelten sie die Idee, einen schmucklosen Baukörper in Form eines verhüllten Gerüsts aufzustellen, das den Platz enger macht. "Durch die temporäre Platzierung eines Baukörpers soll dessen Wirkung auf den Raum (Proportion, Perspektive) erfahrbar werden", formuliert Jünemann. "Der Baukörper soll auch Raum zur Diskussion mit Experten unter Beteiligung von Bürgern bieten."

Denn für den Platz ist vieles denkbar: Größere Bäume, die sich zur Kirmeszeit versetzen lassen, neue Bodenbeläge, eine andere Beleuchtung und mehr Sitzgelegenheiten. "Alles soll zusammenwirken", sagt Jünemann. Schließlich werde sich mit der Sanierung der Stadtbücherei und der Realisierung des geplanten Windhövel-Centers auch ein anderer Kundenlauf in Richtung unterer Neuer Markt entwickeln.

Darüber hinaus sollen die Ideen für den Neuen Markt in das 3D-Modell der Stadt eingepflegt werden und als Kommunikationsmedium über die Zukunft des Platzes genutzt werden. "Vielleicht gefällt der Jury ja ein Teil unserer Ideen", sagt Jünemann. "Wir nehmen, was wir kriegen können." Sollte Haan den Zuschlag erhalten, "können wir uns auf ein neues Raumgefühl, mindestens acht Veranstaltungstage und eine ,Zukunftswerkstatt’ auf dem Neuen Markt freuen", sagt Jünemann.

30.000 bis 35.000 Euro hat die Stadt für die Konzeption und Auseinandersetzung mit der Stadtkernvision beantragt. Jünemann: "Davon wollen wir den Baukörper, dessen Auf- und Abbau sowie die Referenten für die Workshops bezahlen."

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