Haan: Die Beherrschung des Körpers

Mit Tanz und Akrobatik möchte die Haaner Cool-Company neue Mitglieder gewinnen – und mit Klischees aufräumen.

Haan. Mit offenem Mund und aufgerissenen Augen starren die Jugendlichen, wie zwei Cheerleader der Cool-Company eine Akrobatin kerzengerade emporhieven. Wie eine Ballett-Tänzerin zieht sie dann ihr Bein lang ausgestreckt an ihren Oberkörper. In etwa zwei Metern Höhe, bei denen manch einem bereits vom Zusehen schwindelig wird, steht sie auf nur einem Bein, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Als sie sich dann plötzlich fallen lässt und von den anderen Cheerleadern aufgefangen wird, müssen die Zuschauer erst einmal ordentlich schlucken.

Dass diese akrobatische Einlage einfacher sein soll, als sie aussieht, möchte das Team der Cool-Company, einer Abteilung des Haaner Turnvereins, beweisen - und das muss es bei den verblüfften Gesichtern auch. Daher boten 13 Cheerleader am vergangenen Wochenende ihren ersten Workshop in der Turnhalle der Grundschule Bollenberg an der Robert-Koch-Straße an. Kinder und Jugendliche ab elf Jahren konnten dort in den Sport hineinschnuppern und vom so genannten Pyramidenbauen über das Tanzen bis hin zur Akrobatik alles ausprobieren. Anfängerschwierigkeiten waren dabei schnell überwunden.

Der große Ansturm blieb zwar aus, dennoch haben einige angehende Tänzer und Akrobaten das Angebot wahrgenommen, ebenso wie die 18-jährige Lisa Böll. "Seit dem Kindergarten möchte ich das Cheerleading ausprobieren. Leider habe ich mich bisher nicht so wirklich getraut", sagt sie. "Die typischen Anfängerschwierigkeiten hat jeder", sagt Cheerleaderin Daniela Potz (22). Obwohl die erste Pyramide noch etwas wackelig ist und die eigenen Beine beim Tanzen das größte Hindernis zu sein scheinen, "zeigen sich schnell die ersten Erfolge", erklärt die 22-Jährige. Cheerleading bedeute vor allem Körperbeherrschung.

Vor knapp zehn Jahren wurde der Haaner Verein gegründet und zählte damals mehr als 60Mitglieder - heute sind es nur noch 43. "Das Training ist sehr hart und zeitaufwändig", sagt Daniela Potz. Unter der Woche trainiert das Team bis zu neun Stunden. Vor großen Auftritten wie zum Beispiel auf dem Weihnachtsmarkt oder anlässlich diverser Sportveranstaltungen müsse aber noch mehr Zeit investiert werden, so die 22-Jährige. Da blieben halt nicht alle am Ball.

Gleichzeitig möchte die 22-Jährige endlich mit den Klischees rund um den Sport aufräumen. "In den amerikanischen Spielfilmen sehen die Mädchen immer alle gut aus und haben eine super Figur", sagt Potz. Dabei habe Cheerleading viel mit Ballett, Jazz-Tanz und vor allem Körperbeherrschung zu tun. Und das sei nun mal eine Frage des Trainings und nicht nur des Aussehens.

Doch nicht nur Mädchen fegten am Wochenende über die Tanzfläche. "Es ist einfach ein fesselnder Sport", sagt etwa der 20-jährige Kevin Riegler. Seit zwei Jahren zählt er zu einem der drei männlichen Mitglieder, die die klischeehafte Vorstellung vom Cheerleading als reinen Frauensport zunichte machen wollen. "Der Sport ist äußerst vielseitig und verlangt von jedem Aktiven vor allem Ausdauer", unterstreicht Riegler. Die Pompons blieben bei den Männern allerdings außen vor.

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