Haan: Bibliothek - Zeitzeugen einer Institution

Bibliothek: Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens hatte die Stadtbücherei ihre treuesten Leser zu einem gemütlichen Nachmittag eingeladen.

<strong>Haan. Irmgard Blank ist schon ewig Mitglied der Haaner Stadtbücherei - "seit ich denken kann", wie sie feststellte. Sie war eine von 45 Lesern, die die Bücherei und der Freundeskreis am Montag zu einem gemütlichen Kaffeetrinken bei selbstgebackenen Kuchen eingeladen hatte. "Mir haben die Bücher schon über manche schlimme Stunde hinweg geholfen", fasste sie ihre Erfahrungen mit der Bibliothek zusammen.Kurz vor dem Welttag des Buches und aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Bücherei wollten sich Büchereileiterin Gabriele Schnabel und der Freundeskreis der Stadtbücherei auf gesellige Weise bei besonders langjährigen Kunden bedanken. Ungefähr 25 Leseratten ließen sich zwischen den ihn so bekannten Bücherregalen verwöhnen.

Bis 1958 ging in der Bücherei gar nichts ohne den Bibliothekar

Zur Unterhaltung trugen auch Haans bekannter Mundartdichter August Küpper mit einigen Gedichten und Wolfgang Niederhagen mit Ausschnitten aus seinen Lebenserinnerungen bei. Niederhagen hat auch in Zusammenhang mit der Stadtbücherei in seinem Buch ein Stück Haaner Geschichte festgehalten. So wurde die Ausleihe eines Buches von Waldemar Bonsels - dem Autor der Biene Maja - vom damaligen Bibliothekaren mit den Worten begleitet: "Wenn du nochmal ein so unanständiges Buch ausleihst, sage ich es deinen Eltern!" "Immerhin kam in dem Werk auch eine Liebesszene vor", stellte Niederhagen lachend fest.

Der Bibliothekar spielte lange Zeit eine ganz entscheidende Rolle bei der Ausleihe, denn bis 1958, als die Haaner Bücherei von einer Theken- in eine Freihand-Bibliothek umgewandelt wurde, konnten die Leser noch nicht selber an die Regale treten, sondern mussten sich das gewünschte Buch herausgeben lassen.

Einen besonderen Bezug zur Bücherei hat auch Wiltrud Luers. Sie ist die offiziell älteste Leserin, die sich am 10. Oktober 1947 ihr erstes Buch auslieh - ohne selbst schon lesen zu können. In den 50er Jahren war sie sogar bei der Bücherei als Junior-Angestellte für das Ausradieren der Bücher verantwortlich, denn damals wurden so Randbemerkungen der Leser entfernt.

Schließlich verfasste sie 1957 auch eine Facharbeit für die Realschule mit dem Thema: "Die Entstehung und Bedeutung der Haaner Stadtbücherei". Luers blieb der Haaner Bücherei bis heute verbunden, auch wenn sie seit Jahren in Erkrath wohnt. Eifrig tauscht sie ihre Leseerfahrungen mit anderen Benutzern aus, die wohl untereinander regelrechte Netzwerke bilden.

Gründung: Gegründet wurde die Stadtbücherei 1907 vom Verein für Gemeinwohl.

Standort: Untergebracht war die Stadtbücherei während der 100 Jahre an mehreren Stellen, unter anderem im heutigen DRK-Haus an der Bahnhofstraße, am Windhövel und in einem Haus am Alten Kirchplatz, das dem Hallenbad-Bau weichen musste.

Medien: Heute gibt es neben der Stadtbücherei am Neuen Markt (rund 37 000 Medien) auch die Nebenstelle Gruiten im Bahnhof (rund 6500 Medien)

Nutzer: Genutzt wird die Bücherei von über 1600 Bürgern (aktive Nutzer 2005). 2005 zählte die Bücherei 25 687 Besucher und 83 533 Ausleihen.

Etat: Der Etat für Medien belief sich 2006 auf knapp 17 000 Euro und ist seit Jahren praktisch nicht mehr erhöht worden.

Förderverein: Unterstützt wird die Bücherei durch den Förderverein und durch Sponsoren.

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