Gruiten: Zeitreise in die 50er-Jahre

Das DRK Gruiten zeigt in der Museumsnacht am 21.August einen gut 50 Jahre alten Feldoperationssaal und erläutert, warum es damals keine Katastrophen gab.

Gruiten. Oliver Lehrs Herz schlägt für den Sanitätsdienst. Die Geschichte, die Materialien, die Ideen, die dahinter stecken, alles das fasziniert ihn. "Seitdem ich 16 Jahre alt bin, trage ich alles zusammen, was mit dem Sanitätsdienst zu tun hat, zusammen", sagt der heute 37-Jährige.

Begonnen hat die Leidenschaft mit dem Sammeln von Verbandskästen. Sein ältestes komplettes Exemplar stammt aus den 1920er-Jahren. "Und jeder, der ins Ausland gefahren ist, musste mir einen mitbringen", erinnert er sich an bescheidende Anfänge.

Heute ist ein vollständig erhaltener Feldoperationssaal aus den 1950er-Jahren sein ganzer Stolz. Ursprünglich für den Luftschutzhilfsdienst entwickelt, kam er allerdings nur bei Übungen zum Einsatz. Entsprechend gut ist es erhalten.

Und weil Oliver Lehr glaubt, dass nicht nur er sich für den Sanitätsdienst im Zivil- und Katastrophenschutz, die Entwicklung des Rettungsdienstes und der Breitenausbildung interessiert, zeigt der Ortsverein Gruiten des DRK seine historische Sammlung in der Museumsnacht des Kreises Mettmann am 21. August.

Auf dem idyllisch gelegenen Wanderparkplatz, der direkt an der alten Wassermühle in Gruiten liegt, wollen Lehr und seine Kollegen nicht nur das Feldlazarett, sondern auch einen Notarzteinsatzfahrzeug von 1993 zeigen sowie in Themenzelten Geschichte zum Anfassen bieten. "Das ist mir sehr wichtig", sagt er.

"Es gibt so viele tolle Museen, in denen man nur hinschauen darf." Bei ihm darf in der Museumsnacht alles ganz genau untersucht, betrachtet und angefasst werden. "Und wenn die Kinder das Martinshorn einschalten wollen, dürfen sie das auch tun", versichert der gelernte Kinderkrankenpfleger, der heute als Betreuer für die Lebenshilfe in Heiligenhaus arbeitet.

Und natürlich will Oliver Lehr, der dem DRK Gruiten 2002 beitrat, erläutern, was es mit diesem Feldlazarett und dem Luftschutzhilfsdienst auf sich hatte, Gegründet in den 50er-Jahren, aufgelöst 19968, war er der Vorläufer des Katastrophenschutzes. "Allerdings kannte man damals keine Katastrophen.

Nur die Angst, dass die Russen kommen könnten", sagt Lehr. Wäre es damals zu einer Massenkarambolage auf der Autobahn gekommen, hätte dieser Luftschutzhilfsdienst nicht eingesetzt werden dürfen, obwohl er auch für solche Fälle ausgerüstet gewesen wäre. "Das änderte sich erst mit der Flutkatastrophe im Februar 1962 in Hamburg. Der damalige Innensenator setzte den Dienst trotzdem ein", sagt Lehr.

Dass der Luftschutzhilfsdienst dann doch Ende der 60er-Jahre aufgelöst wurde, lag an der veränderten politischen Lage und weil das System mit seinen Strukturen veraltet war. "Ursprünglich sollte der Dienst parallel zu anderen Hilfsdiensten wie DRK oder, Malteser existieren", sagt Lehr. "Weil aber viele Frauen und Männer genau dort engagiert waren, ging das Material des Hilfsdienstes bereits Ende der 50er-Jahre an sie über. Diese verpflichteten sich im Gegenzug zur Teilnahme am Zivil- und Katastrophenschutz."

Auch das DRK Gruiten übernahm Material des Luftschutzhilfsdienstes, darunter Teile des Feld-OPs, die Oliver Lehr im Materiallager entdeckte. Über die Interessengemeinschaft für historischen Luft- und Katastrophenschutz, in der sich Sammler von Einsatzfahrzeugen, Gerätschaften oder auch Dienstvorschriften austauschen, konnte er es vervollständigen. "Es gibt Bücher, in denen genau aufgelistet ist, was dazu gehört", sagt er.

Und daher weiß er auch, was damals fehlte. "Ein Blutdruckmessgerät gehört zum Beispiel nicht zur Ausstattung", sagt Lehr. "Das Lazarett wurde ja nie erprobt, daher wusste man anscheinend auch nicht, was man noch gebraucht hätte." Und auch ein automatisches Beatmungsgerät gehörte nicht zur Ausstattung. Es war also besser, wenn man nicht in diesem Feldlazarett operiert wurde.

"Wir zeigen unsere Sammlung nur an diesem Abend", bedauert Lehr. Gerne würde er sie im Rahmen einer festen Ausstellung zugänglich machen. Einen entsprechenden Ort dafür hat er auch schon ausgemacht: den alten Güterbahnhof in Heiligenhaus. "Die Halle steht seit Jahren leer. Dort würden wir gerne mit zwei weiteren Vereinen aktiv werden."

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