Gruiten: Waldorfschüler zeigen Herz für die Slum-Kinder

Am Dienstag gehen die Waldorfschüler arbeiten: Das Geld geht an die Straßenkinder von Bogota.

Gruiten. Einen Tag arbeiten für die Kinder in der ganzen Welt: Unter diesem Motto dürfen die Waldorfschüler der vierten bis zwölften Klasse ihre Schulbücher am Kirmesdienstag zu Hause lassen und sich für benachteiligte Kinder engagieren. Ob Unkraut jäten, Fenster putzen oder im Familienunternehmen aushelfen - der Kreativität zum Geldverdienen sind keine Grenzen gesetzt. "Wie viele Stunden gearbeitet oder wie viel Geld eingenommen wird, spielt keine Rolle", sagt Lehrerin Ursula Ries. Der besondere Schnuppertag in die Arbeitswelt spielt sich jedoch nicht nur in Haan ab. Bundesweit sammeln am Dienstag 213 Waldorfschulen durch "Eintags-Arbeitsplätze" Geld für den guten Zweck.

Anlass ist der "Wow-Day" (Waldorf One World), der bereits seit 18 Jahren organisiert wird. Unterstützt werden verschiedene Projekte in Entwicklungsländern: Hilfe für Kindergärten in Südafrika, HIV-positive Kinder in Indien oder Lepra-Patienten in Nepal. Die Mädchen und Jungen der Waldorfschule Gruiten werden ihren Erlös nach Kolumbien schicken. "Vor zwei Jahren haben die Schüler für Straßenkinder in Bogota gearbeitet. In diesem Jahr spenden wir an eine heilpädagogische Einrichtung in Medellin", sagt Ries. Damit die Kinder vorab auch einen direkten Bezug zu dieser Einrichtung bekommen, wurde der 22 Jahre alte Raul Pollmann in die Schule eingeladen.

"Ich war vier Monate in Mexiko und acht in Kolumbien", erzählt der angehende Medizinstudent den Schülern. "In der Einrichtung in Medellin habe ich mit erwachsenen Behinderten gearbeitet und später im Slum Englisch und Sportunterricht gegeben." Raul erlebte Kolumbien, wie es wirklich ist: Armut, Gewalt und Mord gehören zum Alltag. Sein Bericht ist schockierend, motiviert die Schüler jedoch, sich noch mehr anzustrengen.

"Ich finde die Sache gut", sagt Sophia Bauhuf (15). "Später möchte ich auch für so eine Einrichtung arbeiten." Mit ihrer Freundin Lea Ziegert (15) geht es für die Neuntklässlerin aber erst mal in den Blumenladen. "Wir wollen da zwar nicht später arbeiten, aber ich finde es toll, dass wir es für einen Tag mal ausprobieren können", sagt Lea.

Merlin Ischebeck (14) möchte sein Geld im Sanitätshaus Böge verdienen. "Ich weiß noch nicht, was ich da machen werde. Es ist einfach in der Nähe." Wichtig sei auch nur, dass die Kinder sich engagieren und nicht ihren Traumberuf entdecken. "Zwei Mädchen aus der Zehn werden zu mir zum Fensterputzen kommen", sagt Ries. "In diesem Jahr haben wir schon früher mit der Planung begonnen. Die meisten wissen bereits, wo sie arbeiten werden."

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