Gruiten: Reiten - Mut lernen im Galoppschritt
Eine Gruitener Realschule bietet in zwei Arbeitsgruppen Reit- und Voltigierstunden an.
Gruiten. Zuerst mit beiden Knien auf den Rücken des Pferdes hocken, dann das linke Bein langsam nach hinten durchstrecken, das rechte Knie bleibt dabei auf dem Pferderücken. Der rechte Arm zeigt nach vorne - fertig ist die Fahne. So heißt die Übung, die Giuseppine Scherillo auf Wallach Vasco zeigt. "Das ist meine liebte Übung beim Voltigieren", sagt die 13-Jährige. Schwierig sei die "Fahne" nur ganz am Anfang. "Das wichtigste ist einfach, die Balance zu halten."
Guiseppine und andere Schüler der Klassen 5 und 6 der Emil-Barth-Realschule präsentierten am Freitag, was sie in ihren Arbeitsgemeinschaften "Voltigieren" und "Reiten" gelernt haben. Ihre Lehrerin Verena von der Brüggen-Drenker hatte hierzu die Eltern der Kinder auf ihr Gut "Im Grund" eingeladen, wo die Schüler zweimal in der Woche in den AGs das Reiten von ihr lernen. Das Angebot ist in der Stadt einmalig und gibt es schon seit ungefähr 15 Jahren. Doch heute hat mehr denn je das Reiten eine "heilpädagogische Wirkung".
"Die Kinder lernen Selbstvertrauen und Mut durch das Reiten. Außerdem fördert die Teilnahme an der Arbeitsgemeinschaft das Verantwortungsgefühl der Kinder", sagt Verena von der Brüggen-Drenker. Denn die Kinder müssen sich auch um die Pflege und Versorgung des Pferdes vor und nach dem Reiten kümmern. "Außerdem beobachten ich und meine Kollegen, dass immer mehr Kinder heutzutage motorische Defizite haben. Dies kann durch das Reiten und besonders durch das Voltigieren, wenn die Kinder Kunststücke einüben, verbessert werden."
Wenn die Kinder vom Reiten sprechen, steht bei ihnen weniger die "heilende" Wirkung im Vordergrund. "Es macht einfach tierisch viel Spaß auf dem Pferd zu sitzen", sagt Lisa Mergen. Ihre Lieblingsfigur beim Voltigieren ist die Mühle. Und sie weiß genau, wie das Kunststück funktioiert "Das ist ganz einfach. Zuerst muss ich mit dem rechten Bein über das Pferd, so dass ich seitlich sitze.
Dann weiter mit dem linken Bein wieder über das Pferd und so geht das immer weiter, bis ich eine Runde über den Pferderücken gedreht habe. Aber auch die Teilnehmer der Reiter-AG hatten ihren großen Auftritt in der Halle auf dem Gut "Im Grund" - wie zum Beispiel Sven Wanning. Der Zwölfjährige reitet erst seit einem halben Jahr und machte nun seine erste Prüfung: das so genannte Steckenpferd. Dazu hat der Schüler sich eine komplette Reitermontur angezogen mit Helm, Stiefeln und Gerte in der Hand - Premiere für den Schüler.
In der Reiterkleidung läuft er schnurstracks zu der Halle, aufgeregt sei er aber nicht, sagt er. "Ich habe keine Angst, dass ich die Prüfung nicht bestehe. Ich muss mich ja nur gerade auf dem Pferd halten und reiten", sagt er selbstsicher.
