Gruiten/Mettmann: Streit um Dackeldame Alina

Ein kurioser Fall um einen blinden und herzkranken Hund, der verschwunden ist, beschäftigt das Mettmanner Amtsgericht.

Gruiten/Mettmann. Wo ist Alina? Die zehn Jahre alte Dackeldame, blind und herzkrank, ist nicht mehr bei ihrer Besitzerin Christina Rustemi. Aber in ihrer Pflegestelle ist der Vierbeiner auch nicht mehr.

"Ich weiß nicht, wo mein Hund ist", beklagt die 56-Jährige aus Gruiten. Weil sie ihr Tier aber wiederhaben möchte, beschäftigte sich seit Dienstag (28.7.) das Amtsgericht Mettmann mit dem kuriosen Fall, in dessen Mittelpunkt die verschwundene Dackeldame steht.

Auf dem Gerichtsflur erzählt Christina Rustemi ihre Geschichte: Seit September vergangenen Jahres hat sie ihren Hund regelmäßig in die Obhut einer 22 Jahre alten Studentin gegeben.

"Immer nur am Wochenende, weil ich dann gearbeitet habe", sagt sie. 170 Euro habe sie der jungen Frau im Monat für die Pflege des Tiers bezahlt, weitere zehn Euro fürs Futter. "Die Kosten für die Medikamente habe natürlich ich bezahlt", sagt sie.

Dann kam ihr Geburtstag, Montag, der 6. Juli. "Da habe ich sie gebeten, denn Hund auch an diesem Tag zu nehmen. Ich wollte ein bisschen feiern." Alina sollte am Dienstagabend wieder nach Hause kommen. Aber Christina Rustemi wartet vergeblich auf ihren Dackel.

"Du bekommst den Hund nicht wieder", soll die junge Frau zu Christina Rustemi gesagt haben, auf den schlechten gesundheitlichen Zustand verwiesen und das Veterinäramt eingeschaltet haben.

Die 56-Jährige fuhr mit der Polizei zu der 22-Jährigen, bekam ihren Hund dennoch nicht wieder. "Die haben gesagt, sie hätten mit dem Tierarzt gesprochen und der Hund solle dort bleiben", sagt Christina Rustemi.

Denn die Studentin, so ihr Rechtsanwalt Robert Noch im Gespräch mit der WZ, wirft der 56-Jährigen vor, den Hund nicht artgerecht gehalten zu haben.

"Das Tier war immer in einem sehr schlechten Zustand, wenn er zu ihr kam. Er hatte starkes Übergewicht und sein Bauch war manchmal ganz wund, weil er über den Boden schleifte", sagt Noch.

"Er wäre längst tot, wenn er nicht in der Pflege meiner Mandantin gewesen wäre." Gleichzeitig versichert er, dass sie nur ein begrenztes persönliches Interesse habe, den Hund zu behalten. "Sie ist Studentin und besitzt ja schon einen Hund."

Auf Anraten des Veterinäramtes habe sie den Vierbeiner ins Wuppertaler Tierheim gegeben. Nach einem Tag wurde ihr das Tier wieder ausgehändigt. Nur wo sich der Hund zurzeit befindet, sagt er nicht. "Um aus der Schusslinie zu kommen, hat meine Mandantin den Hund weggeben."

Christina Rustemi aber will ihr Tier zurückhaben. Ihren Antrag auf Herausgabe des Tieres bezeichnete die Richterin am Amtsgericht am Dienstag als "begründet". Die Belange des Tierschutzes wollte die Richterin nicht berücksichtigen. "Das ist nicht Sache des Zivilverfahrens", sagte sie. Die Zeugen, die die Anwältin von Christina Rustemi mitgebracht hatte, hörte sie nicht an.

Unter ihnen sind Dr. Edda Hammerstein und Helma Missaire-Lache vom Haaner Tierschutzverein. Nach der halbstündigen Verhandlung ergreifen sie auf dem Flur Partei für die Besitzerin der kranken Dackeldame.

"Wir kennen den Hund", versichern sie. Dass er durch Christina Rustemi vernachlässigt wurde, können sie nicht bestätigen. "Aber uns regt auf, dass der Hund jetzt wieder in einer neuen Umgebung ist, die er nicht kennt", sagt Edda Hammerstein. "Als blinder Hund ist er doch total hilflos."

Christina Rustemi, die auch noch zwei Katzen besitzt, sagt nach der Verhandlung: "Ich bin total enttäuscht. Ich bin mit Tieren aufgewachsen, würde niemals eines schlecht behandeln."

Die Fronten in dem Zivilstreit sind verhärtet: Rechtsanwalt Noch bezweifelt, dass der Hund tatsächlich der 56-Jährigen gehört. "In dem Antrag ist von einem Zwergdackel die Rede. Das ist aber eindeutig ein Langhaardeckel", sagt Noch. Auch stehe im Impfpass Alinka, während der Hund aber Alina gerufen werde. Rechtsanwalt Noch: "Einen Eigentumsnachweis habe ich nie gesehen."

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