Gruiten: Gibt es bald Döner im Dorf?

Warum die Pächterin des Café im Dorf ihren Betrieb am liebsten abgeben möchte und der Vermieter bereits einen neuen Gastronomen sucht.

Gruiten. Verliert das Gruitener Dorf seine zurzeit letzte gastronomische Anlaufstelle? Alle Zeichen deuten darauf hin. Per Anzeige sucht Vermieter Hans-Willi Berkenbusch einen neuen Pächter für das Café im Dorf zum 1. September, preist in einer Anzeige 40 bis 60 Sitzplätze (auch draußen), an und wirbt mit langjähriger Stammkundschaft.

"Die jetzige Pächterin Susanne Fredrich ist ziemlich genervt. Sie möchte das Café am liebsten abgeben", sagt Inge Berkenbusch, die Ehefrau des Vermieters. Und sie kennt auch den Grund dafür, dass die Cafe-Betreiberin nach gut einem Jahr im Dorf das Handtuch schmeißen will. "Ein Nachbar hat eine Abmahnung und eine Klage auf den Weg gebracht", sagt Inge Berkenbusch. "Der will, dass die Gäste nur noch drinnen bewirtet werden."

Zwei bis fünf kleine Tische, die maximal 15 Personen Platz bieten, stelle Susanne Fredrich bei gutem Wetter raus - die zurzeit einzige Anlaufstelle für Wanderer, Radfahrer und andere Gruppen, die sich gerne im Dorf aufhalten oder dort eine Rast einlegen möchte, nachdem auch der Wiedenhof kurzfristig geschlossen hat.

"In der Regel sind das ältere Menschen, die nicht viel Lärm machen und die sehr traurig wären, wenn das Café schließen würde", sagt Inge Berkenbusch. "Aber der Nachbar behauptet das Gegenteil. Dabei hat das Café täglich nur von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet, montags ist es sogar geschlossen." Seit dem Frühjahr gäbe es Ärger um die Bewirtung im Freien.

Die Beschwerden des Nachbarn kann Inge Berkenbusch nicht nachvollziehen. "In den 22 Jahren davor gab es auch keine Beschwerden", sagt sie. Der Nachbar habe schließlich gewusst, dass es das Café gäbe, als er ins Dorf zog.

Ihrem Mann sei es finanziell egal, ob er die Räume an der Pastor-Vömel-Straße 20 als Wohnung oder als Café vermietet. "Aber er hat immer die Idee verfolgt, das Dorf zum Leben zu erwecken", sagt Inge Berkenbusch. Dass nach dem Schwan jetzt auch das Café vom Aus bedroht sei, fände er sehr schade. "Dann wird aus dem Dorf ein Friedhof."

Interessenten auf die Anzeige ihres Mannes gäbe es bereits. "Der Betreiber eines Döner-Imbisses aus Mettmann hat sich bei uns gemeldet", sagt Inge Berkenbusch. "Dessen Verkauf würde in der Tat nur noch drinnen stattfinden."

Dass ein Einzelner so viel Einfluss nehmen kann und es schafft, eineengagierte Gastwirtin zur Aufgabe ihres Betriebs zu bewegen, ist mehrals bitter. Das historische Dorf, das ein beliebtes Ausflugsziel ist,könnte damit nach der Schließung der Gaststätte Zum Schwan eine weitereEinkehrmöglichkeit verlieren. Dann wird es noch stiller im Dorf. Denndie Eröffnung eines Imbiss-Betriebs dürfte die letzte gastronomischeAttraktion sein, die sich die Bewohner im Dorf wünschen, Abervielleicht werden sie ja, unterstützt von Gruitener Politikern, jetzttätig und versuchen, auf diese alles andere als wünschenswerteEntwicklung noch Einfluss zu nehmen.

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