Gruiten: Der Haans bekommt Gesellschaft

Rainer Jansen hat ein Gruitener Maskottchen im Stile des Haans geschaffen. Es spielt humorig auf die Rivalität der Ortsteile an.

Gruiten. Der Haans ist beliebt. Längst hat er sich zum Markenzeichen für die Stadt gemausert. Nur die Gruitener sind mit seiner Karriere nicht so glücklich. Verkörpert der Rumhocker nicht etwas zu viel Haan und zu wenig Gruiten? Der Formenbauer Rainer Jansen hat sich jetzt auf seine ganz eigene Art eingemischt: Vor seiner Werkstatt in der Leichtmetallstraße steht sie, die Antwort auf den Haans - namens Gruitel: 1,57 Meter groß, orange, weiblich, frech, fröhlich, und ganz offensichtlich eng verwandt mit dem blauen Gesellen.

"Ich wollte kein Wahrzeichen entwerfen. Es war vielmehr die Lust am Foppen", sagt Rainer Jansen, der sich noch gut an Gruitels Geburtsstunde erinnert. Er fand den Ärger um das Haaner Maskottchen nämlich ziemlich albern. "Gruiten gehört jetzt schon seit 1975 zu Haan, da waren die Reaktionen doch überzogen", sagt er und denkt vor allem an den "Hühnerhut", den der Gruitener Landschaftswart Hans-Joachim Friebe entworfen hat.

Anfangs sollte Jansens Provokation noch etwas weiter gehen. In einem ersten Entwurf hatte er den Haans zusammengestaucht und eine kleine Gruitel auf seiner übergroßen Nase tanzen lassen. "Der arme Haans sah richtig erbärmlich aus", sagt Jansen und lacht. Doch er wollte dem Vater des Haans, dem Künstler Franz Leinfelder, nicht auf die Füße treten. Im Gegenteil: "Ich finde den Haans toll und ich hatte ein sehr nettes Gespräch mit Herrn Leinfelder."

Und so hat er eine eigenständige Figur geschaffen, mit Stöckelschuhen, die ein wenig an Hühnerkrallen erinnern, einer Frisur wie ein Hennenkamm und auffallend weiblichen Rundungen. "Sie sollte ein bisschen keck rüberkommen", erklärt Jansen. Auf typisch Gruitener Eigenarten habe er aber nicht angespielt.

Überhaupt sieht der Gruitel-Vater seine Figur nicht als Kunst an. Er ist durch und durch Handwerker. Und als solcher auch erstaunt über die Aufmerksamkeit, die er plötzlich für Gruitel bekommt: "Da macht man jahrelang die dollsten Sachen in der Werkstatt und dann gibt es so einen Wirbel um eine handwerklich simple Figur."

Dass er überhaupt die Zeit für den Spaß hatte, liegt an der Wirtschaftskrise. Die hatte den Betrieb, der sonst Formen und Modelle für die Industrie herstellt, voll erwischt. "Es war ein hartes Jahr", sagt Jansen. Doch er hat in der Flaute eben den Garten gemacht, eine Altstadtlaterne lackiert - und die Gruitel geschaffen. Aus einem wetterfesten Spezialkunststoff, der sich wie Holz verarbeiten lässt. Gruitel steht auf einem Sockel, der ihren Namen trägt und deutlich an das Gruitener Wappen erinnert.

Inzwischen ist in der Werkstatt wieder mehr los. Zeit für weitere Gruitel-Figuren bleibt Jansen aber dennoch. Gut so. Denn das Interesse an den Figurren wächst, inzwischen gibt es Gruitel in verschiedenen Größen und auch sitzend, bald will Jansen ein Exemplar am Kindergarten in seiner Nachbarschaft aufstellen. Sogar über eine romantische Begegnung von Haans und Gruitel an der Ortsgrenze wird schon nachgedacht. Das hätte Symbolwert. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht.

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