Gruiten: Der Eismann sah den Täter

Während in Gruiten der Überfall auf die Filiale der Stadt-Sparkasse Thema des Tages ist, fahndet die Polizei nach dem Täter und hofft weiter auf Hinweise von Zeugen.

Gruiten. Ein Raubüberfall in ihrem beschaulichen Gruiten? Das können die Bewohner kaum glauben. Aber es ist passiert, am helllichten Tag. Eine halbe Sunde vor Geschäftsschluss hat ein untersetzter Mann, bekleidet mit Hut und auffallender Trainingsjacke, die Angestellten mit einer Pistole bedroht, Geld gefordert und ist anschließend mit seiner Beute auf einem Fahrrad geflüchtet.

"Da kann man ja froh sein, dass man da zur Tatzeit nicht drin war", sagt Egon Ruschke, der in die Eisdiele Eisshow sitzt, die der Sparkasse direkt gegenüber liegt. Auch dort ist am Tag danach der Überfall das Gesprächsthema Nummer 1. Und der Eisdielen-Besitzer, er möchte schlicht Eismann genannt, hat den Täter sogar gesehen.

Er hat beobachtet, wie der Räuber seinen Drahtesel vor der Sparkassen-Filiale abgestellt hat. "Das Fahrrad hatte so einen breiten Damenlenker", erinnert er sich. "Ich stand am Fenster, es war gerade eine tote Zeit, und wunderte mich über die dicke Sonnenbrille, die der Radler trug." Dass der Mann die Sparkasse überfallen würde, "damit hat ja keiner gerechnet", sagt er. "Hätte ich das gewusst, hätte ich ihn fotografiert." Wegfahren hat der Eismann den Täter allerdings nicht. "Ich hatte dann Kundschaft."

Was bringt ein Banküberfall heutzutage noch? Wie konnte der Räuber entkommen? Wie viel Geld hat er erbeutet? Fragen über Fragen, die am Mittwoch die Gruitener beschäftigten.

"Der ist bestimmt von seinem Fahrrad in ein Auto umgestiegen", vermutet Egon Ruschke. Und fügt hinzu: "Eigentlich lohnt sich ein Banküberfall heutzutage ja gar nicht mehr. Da gibt es doch kaum noch Bargeld."

Das bestätigt Sparkassen-Chef Peter Vogel. Der Täter habe einen nicht nennenswerten Betrag erbeutet. "Die Kassen sind mit einem Zeitschloss gesichert. Da kann man gar nicht so viel Geld bekommen. Die meisten Bankräuber wissen das." Viel wichtiger sei jedoch, dass die Angestellten so super reagiert hätten. "Sie haben gar nichts gemacht und sehr ruhig gehandelt", sagt Vogel. "Es sind noch junge Mitarbeiter, die regelmäßig geschult werden."

Auch wenn die Zahl der Raubüberfälle auf Geldinstitute zurückgeht, sei das Verhalten bei einem Überfall immer wieder Thema. Am Mittwoch durften die betroffen Mitarbeiter zu Hause bleiben. Während einer zum Zeitpunkt des Überfalls in einem geschlossen Büro saß, ein weiterer etwas abseits an einem Schreibtisch, kamen zwei Sparkassenangestellte in direkten Kontakt mit dem Täter, der sie mit einer schwarzen Pistole bedrohte.

"Mir tun die betroffenen Mitarbeiter leid", sagt Ulrike Fink, Inhaberin des gleichnamigen Lotto-Toto-Geschäfts an der Bahnstraße. "Auch vielen meiner Kunden geht es so."

Roderich Kuchem, Inhaber des Haushaltswarengeschäfts, und seine Tante Gerda Lohoff fühlen ebenfalls mit den Angestellten. "Es ist ja ein Glück, dass keiner zu Schaden gekommen ist", sagte Gerda Lohoff. "Wir haben hier ja alle mit Kassen zutun", ergänzt Kuchem. Seit 22 Jahren betreibt er seinen Laden in direkter Nachbarschaft zur Sparkassenfiliale.

Und kann sich noch an einen Überfall vor etwa 20 Jahren erinnern, als die Sparkasse noch nicht umgebaut und modernisiert war. "Damals hieß es, der Kassierer habe zum zweiten Mal einen Überfall miterlebt", sagt Kuchem. "Der war ganz schön mitgenommen", erinnert sich Gerda Lohoff. Von dem Überfall am Dienstag haben beide nichts mitbekommen. "Ich wollte noch etwas ausliefern und habe dann die vielen Polizeiwagen vor der Sparkasse gesehen. "Aber da war der Überfall schon mehr als eine halbe Stunde her."

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