Feuerwehr und Polizei ziehen unter ein Dach

Als erste Stadt in Nordrhein-Westfalen will der Kreis Mettmann die Leitstelle von Feuerwehr und Polizei zusammenführen.

Kreis Mettmann. Guido Vogt kann es nicht verbergen. „Wir sind müde“, sagt der Vorsitzende des Kreis-Feuerwehrverbands Mettmann. Noch tief in den Knochen sitzt ihm und seinen Kollegen die Erschöpfung nach den Unwetter-Einsätzen der letzten Tage. Auch wenn Gewitter und Regenfälle nicht überall gleich schlimmen Schaden angerichtet haben, so waren doch alle Feuerwehren des Kreises im Einsatz, um einander zu helfen.

Umso mehr freuen Vogt und Kreisbrandmeister Torsten Schams sich nun auf die neue Kreisleitstelle: Mit ihr lassen sich solche „Großschadensereignisse“ wie die Unwetter-Einsätze in Langenfeld vom Wochenende, bei denen Feuerwehrleute aus der ganzen Region auf den Beinen waren, wesentlich effektiver steuern. Darin sind sich alle Beteiligten sicher.

Und so gab es gestern ausschließlich strahlende Gesichter, als Landrat Thomas Hendele gemeinsam mit Vertretern von Polizei, Feuerwehr und Kreisverwaltung das neue Projekt vorstellte: An der Willettstraße in Mettmann soll voraussichtlich im März 2021 die neue Kreisleitstelle in Betrieb gehen. Sie wird neu gebaut — und bricht schon in der Planung Rekorde.

Die neue Kreisleitstelle vereint Feuerwehr und Polizei unter einem Dach. Das gibt es in NRW so noch nicht, sagt Guido Vogt: Erstmals haben die Leitstellen von Feuerwehr und Polizei ihren Sitz in ein- und demselben Gebäude. Die Leitstelle der Polizei wird dazu vom benachbarten Haus der Kreispolizei in den Neubau ausgelagert. Das verschafft der Kreispolizei mehr Luft, denn ihr Dienstgebäude platzt aus allen Nähten: Es war beim Bau vor 13 Jahren für 200 Mitarbeiter angelegt, heute arbeiten dort 270.

Guido Vogt, Kreisfeuerwehrverband

Die neue Kreisleitstelle ist mehr als nur eine Telefon- und Einsatzzentrale — sie ist auch Sitz eines modernen Feuerschutzübungszentrums. Entsprechend begeistert zeigten sich gestern die Feuerwehrchefs Schams und Vogt: „Wir haben hier die Möglichkeit, Einsätze hochprofessionell zu üben. Denken wir nur an die Unwettereinsätze oder den Regiobahn-Unfall der vergangenen Tage — so etwas funktioniert nur, wenn wir das trainieren können.“ Und so sehen die Wehrleute im Kreis, die dieses moderne Zentrum künftig nutzen können, den Neubau „als Wertschätzung für unsere Arbeit“, betonte Schams.

Die neue Leitstelle ist das teuerste Projekt, das der Kreis jemals gestemmt hat. Satte 29 Millionen Euro sind für das Gesamtbudget eingeplant. Und dennoch strahlte auch Kreis-Kämmerer Nils Hanheide gestern — denn der Kreis wird den Bau voraussichtlich bezahlen können, ohne Schulden machen zu müssen. „Wir sind seit dem 1. Januar 2008 schuldenfrei“, erinnerte Hanheide. Damals habe der Kreis seine RWE-Aktien „vertickt“ und alle Kredite abgelöst. Der Bau der neuen Kreisleitstelle könne nun ausschließlich „aus der vorhandenen und künftig erzeugten Liquidität“ bezahlt werden. Das ist eine gute Nachricht für die kreisangehörigen Städte: Müsste der Kreis dazu Kredite aufnehmen, „dann hätten wir uns die Kosten von den Städten über die Kreisumlage wieder zurückholen müssen“, sagte Hanheide.

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