Es mangelt an Platz für Kinder
Beim Thema Kinderbetreuung übersteigt im Kreis Mettmann die Nachfrage klar das Angebot. Der Ausbau in den Städten hinkt völlig hinterher.
Kreis Mettmann. Kinder, Kinder: Mitte März müssen die zehn zum Kreis Mettmann gehörenden Städte ihre Kita-Plätze für 2018/19 an das Landesjugendamt Rheinland melden. Wenn dieses Kindergartenjahr im August 2018 beginnt, werden sich manche Eltern ärgern, weil sie trotz Betreuungsanspruch keinen Betreuungsplatz für ihre Knirpse erhalten. Die Städte stellen fest, dass ihre Ausbaupläne mit dem wachsenden Bedarf kaum Schritt halten. Für die Gesellschaft insgesamt aber gibt es diese gute Nachricht: Die Zahl der Kinder wächst.
Von Velbert bis Monheim, von Ratingen-Lintorf bis Wülfrath müssen deshalb Kitas neu gebaut, Gruppen neu eröffnet, zusätzliche Tagespflegeplätze geschaffen und Gruppengrößen so weit wie möglich gedehnt werden, um all die Mädchen und Jungen aufzunehmen, für die ein Platz gesucht wird. Das erfordert von den Jugendämtern Kreativität und von den Kämmerern viele Millionen Euro. Zudem fehlen bereits jetzt rund 16 000 Erzieher in NRW. Es wird schwer werden, qualifiziertes Personal für die Kitas zu finden.
Die kreisweit steigende Nachfrage nach Betreuung von Kindern unter und über drei Jahren hat eine ganze Reihe von Gründen. Da ist zum einen eine stark steigende Geburtenrate. Die aktuellsten Zahlen von IT NRW stammen aus dem Jahr 2016. Danach wurden im Kreis Mettmann 4430 Kinder geboren, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Im Ranking der geburtenfreudigsten Städte und Kreise in NRW rangiert der Kreis Mettmann damit unter den Top 20.
Zudem ändern sich Lebensmodelle: vom hart arbeitenden, alleinverdienenden Mann und der sich um die Familie kümmernden Frau hin zu einer partnerschaftlich aufgeteilten Verantwortung. Daher drängen junge Mütter früher als bisher in ihren Beruf zurück. Dazu nennt das Institut der deutschen Wirtschaft aus Köln diese Zahl: 43 Prozent der jungen Mütter wollten spätestens nach einem Jahr Babypause zurück in den Job.
Hinzu kommt die Immobilienpolitik der kreisangehörigen Städte: Als Mittel gegen die drohende Vergreisung haben sich zahlreiche Städte erfolgreich um die Ansiedlung junger Familien bemüht; da sind neue Kinder in der Stadt inklusive. Schließlich kommt über Familien, die vor Krieg und Krisen zu uns flohen, ein weiteres Nachfrage-Plus hinzu.