Ernte bricht um zehn Prozent ein

Das Frühjahr und der Sommer waren verregnet, jetzt sind Erntebedingungen ungünstig.

Ernte bricht um zehn Prozent ein
Foto: Arno Burgi

Kreis Mettmann. „Ein Jahr mit solchen Wetterextremen ist für unsere Betriebe absolut entbehrlich“, resümierte Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann, den Einfluss der massiven Wetterkapriolen auf die aktuelle Ernte der Landwirte. Etwa zehn Prozent weniger haben die Bauern im direkten Vergleich zum Vorjahr an Ernte eingefahren, lieferte sein Langenfelder Kollege Josef Aschenbroich erste Zahlen. „In Verbindung mit den tollen Ergebnissen bei der Konkurrenz führt dieses Minus auch zu einem massiven Preisverfall“, ergänzte er. Denn: Die Bauern arbeiten regional, werden aber global bezahlt.

Diese negative Bilanz gilt für das bereits geerntete Getreide und Raps und voraussichtlich ebenso für Zuckerrüben. „Mutmaßlich sind es ein Drittel weniger Erträge, der Zuckergehalt ist noch unbestimmt.“ Auch die Kartoffelpreise werden steigen, vermutet Christian Benninghoven, Chef des gleichnamigen Traditionsbetriebs am Diepensieper Weg in Ratingen. „Dass es im Juni ungefähr fünf Mal so viel geregnet hat wie sonst üblich, wird uns flächendeckend stark beuteln.“ Zurzeit läuft die Ernte, bei der deutlich weniger, kleinere und viele grüne Kartoffeln aus der Erde zu Tage gefördert werden.

Auch für Jürgen Benninghoven, Betriebsinhaber am Mauerweg, fällt die bisherige Bilanz eher mau aus. Sein Betrieb ist unter anderem auf Spargel und Erdbeeren spezialisiert. „Die Spargelsaison begann spät, die Erntemenge war reduziert.“ Da er aber Direktvermarkter ist, Preise selbst bestimmt und auch keine Furcht vor Innovationen hat, ist er unterm Strich zufrieden: Die Umstrukturierung, Erdbeeren in Hochbeeten anzubauen, rentiert sich. Seine Prognose: In zehn Jahren wird es die klassische Freilanderdbeere vom ebenerdigen Feld nicht mehr geben, sondern sie wird in Hochbeeten wachsen.

„Wir Landwirte leben vom Wetter und mit dem Wetter. Das war schon immer so“, so Bernd Kneer, für seine innovativen Öko-Konzepte in Wülfrath bekannt. Was die Bauern zusätzlich in Bedrängnis bringt, ist die Politik. Verordnungen und Auflagen seien zurzeit „so schnelllebig und wirr, dass wir Landwirte nicht wissen, in welche Richtung wir gehen sollen“, heißt es übereinstimmend.

Schlimmstes Beispiel sei die Situation der Milchbauern. Mit der Milchquote, die 2015 abgeschafft wurde, waren die Milchpreise „auskömmlich“, so Martin Dahlmann. Dann schwächelte der Export, die produzierten Mengen explodierten gleichzeitig, so dass die Preise in den Keller rutschten.

Etwa zehn Prozent der Milchviehbetriebe mussten 2016 schließen. „Das Höfe-Sterben heißt jetzt Strukturwandel.“ Doch nicht nur die Politik ist gefordert. Konsumenten entscheiden beim Grill ins Regal durch die Auswahl ihres Einkaufs. Man erzeuge auf den Höfen regionale Produkte, die in der gesamten Europäischen Union eine besonders hohe Qualität hätten, betonen die Landwirte.

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