Erkrath: Zwei Pensionäre gründen eine Stiftung

Die Erkrather Knut Stein und Erhard Tönjes haben eine Stiftung mit dem Leitmotiv „Jugend ist Zukunft“ gegründet – Nachbarschaftshilfe der besonderen Art.

Erkrath. Die Frage kommt in jeder Quiz-Show: Was machen Sie mit dem Geld? Zum Beispiel mit 55.000 Euro. Ein schickes Auto? Elegante Kleider? Knut Stein und Erhard Tönjes haben sich dazu entschlossen, mit dieser Summe eine Stiftung zu gründen, die sich um Erkrather Kinder und Jugendliche kümmert - die Jugendstiftung St. Johannes. Das Geld dazu haben sie aber nicht gewonnen, sondern erarbeitet.

"Wir wollen da ansetzen, wo staatliche Förderung aufhört", erläutert Knut Stein. Und zwar bei den Kindern und Jugendlichen. "Denn das sind leider immer noch die schwächsten Glieder unserer Gesellschaft", so Stein, der 1. Vorsitzende auf Lebenszeit.

Beide hätten früher auch schon für karitative Zwecke gespendet, aber eine Stiftung sei wesentlich effektiver, erläutert Tönjes, der als Anwalt verschiedene Stiftungen betreute und sich mit der Materie bestens auskennt:

"Die Stiftung hat den Vorteil, dass wir 100 Prozent Entscheidungsgewalt haben. Dadurch können wir garantieren, dass das Geld auch dahin kommt, wo es hin soll." Und das fast brutto wie netto: "Nur für Porto und andere Kosten, zum Beispiel den Druck von Info-Blättern, geben wir Geld aus. Den Rest machen wir ehrenamtlich", sagt Stein.

Der Name sollte signalisieren, dass sich die Stiftung um Kinder und Jugendliche dieses Seelsorgebereichs kümmert - Alt-Erkrath, Unterbach und Unterfeldhaus. Praktizierte Nachbarschaftshilfe also. Dabei betonen die beiden, dass sie absolut unabhängig von der gleichnamigen Kirchengemeinde sind.

"Wir verstehen uns als öffentliche Einrichtung, nicht als kirchliche. Das steht auch in unserer Satzung", sagt Knut Stein. Dennoch werden sie immer wieder mit der Stiftung der Gemeinde St. Johannes der Täufer verwechselt, in der beide ebenfalls aktiv sind. "Vielleicht benennen wir uns deshalb um in Jugendstiftung Erkrath", erklärt Erhard Tönjes.

Ihr erstes Projekt war ein Waldlehrpfad im Eickener Busch, den die Stiftung mit der Johannesschule finanziert hat. Seitdem ist das Stiftungskapital auf rund 163300 Euro angewachsen. Mit den Zinserträgen - der Kapitalstock bleibt unangetastet - sowie den zusätzlich eingeworbenen Spenden kann die Stiftung schon einiges bewegen:

So wurden im vergangenen Jahr erstmals fünf Erkrather Abiturienten mit Stipendien ausgestattet - die Stiftung übernimmt die Studiengebühren für die Dauer der Regelstudienzeit. Kriterium für die Vergaben waren nicht in erster Linie die Noten, berichtet Stein. "Soziales Engagement spielt auch eine Rolle. Außerdem sollte die Familie die Unterstützung gebrauchen können, wir wollen keine Eulen nach Athen tragen."

Die Idee kam dem früheren Devisenhändler der Deutschen Bank, als er die Studiengebühren für sein Patenkind übernahm. Jedes Jahr sollen nun drei weitere Schüler in den Genuss kommen. Dazu stellen die Gründer ihre Stiftung am 14. Januar am Erkrather Gymnasium vor.

Bei der Suche nach neuen Ideen scheuen die beiden keinen Aufwand: "Wir sind viel in Einrichtungen unterwegs oder hören uns Sitzungen des Jugendhilfeausschusses an", berichtet Knut Stein. Doch auch die Spender könnten neue Ideen einbringen.

Knut Stein und Erhard Tönjes mangelt es jedoch auch nicht an eigenen Ideen. Im Sommer soll etwa ein Internetauftritt folgen. Vorrangig ist jedoch die Co-Finanzierung einer Jugendreferentenstelle für die Gemeinde. Ein Besuch dort bracht zu Tage, "dass die Jugendarbeit etwas unkoordiniert abläuft", sagt Stein. Zur Zeit laufen die Bewerbungen.

Obwohl sie nur wenige Häuser voneinander entfernt wohnen, haben sich Knut Stein und Erhard Tönjes an der Düsseldorfer Universität kennengelernt. "Wir waren beide Pensionäre und haben uns als Gasthörer für Alte Geschichte eingeschrieben", berichtet Tönjes.

Als Verantwortlicher für die Krupp-Stiftung hat er schon mit wesentlich größeren Summen zu tun gehabt. Und auch für die Erkrather Stiftung kann er sich noch Großes vorstellen: "Wenn wir schon vor zehn oder 20 Jahren angefangen hätten, hätten wir vielleicht schon eine Million zusammen. Dann könnten wir, wenn ein Kindergarten geschlossen werden soll, heute schon sagen: Wir übernehmen ihn."

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