Erkrath: Traum vom eigenen Spielfilm

Regisseur Boris Schaarschmidt hat einen Preis gewonnen, doch von seiner Arbeit kann er noch nicht leben.

Erkrath. Boris Schaarschmidt ist ein Gewinner. Nach diversen Stipendien hat er jetzt den mit 100 000 Dollar dotierten "BET Lens on Talent Award 2010" erhalten. "Ja, das ist richtig Geld", freut sich der Regisseur mit den Erkrather Wurzeln.

Allerdings wird dem Mann in Hollywood die Summe, die er für seinen Abschlussfilm "Spent" gewann, nicht ausgezahlt. "Das Geld ist zweckgebunden und wird in ein neues Projekt investiert."

Was das genau sein wird, ist unklar. "Es wird wahrscheinlich ein Drama, sein, in dessen Mittelpunkt eine junge Frau und ihre Familie stehen werden."

Nach bemerkenswerten Kurzfilmen wie "Green" und dem Siegerfilm "Spent" darf der Zuschauer sich auf eine dieser typischen Schaarschmidt-Einlassungen mit skurrilem Hintergrund freuen.

Jenseits dessen träumt der 1972 in Düsseldorf geborene Schaarschmidt "natürlich" davon, nach den gelobten und prämierten Kurzfilmen einen Spielfilm zu drehen.

Konkrete Vorbilder hat er keine, "ich will niemandem nacheifern". Er war immer ein Fan von Steven Spielberg, David Fincher mag er wegen dessen Spannungsbögen und Ridley Scotts Visualität beeindruckt ihn. "Ich möchte meinen eigenen Stil finden."

Ein entsprechendes Drehbuch ist verfasst, es trägt den Titel "Mauja". "Das Skript ist an verschiedene Leute verschickt. Ich warte auf Resonanz", erklärt er. "Bis der Film realisiert wird, habe ich noch Zeit für andere Projekte."

Zunächst also ist er in Verhandlung mit einem Sender, was nun für die 100 000 Dollar gemacht werden soll. "Ich bin gespannt. Denn bis November soll der Beitrag fertig gestellt sein."

Untätig ist der Wahl-Amerikaner, der ebenso wie seine Frau vor zwei Jahren eine Green Card gewonnen hat, nicht. Zurzeit schreibt er an einem Sci-Fi-Stück und hat - wiedermal - einen Kurzfilm in Arbeit.

Inspiriert dazu hat ihn die Freundschaft mit Herbert Brindl, einem Koch. "Der Chef eines Restaurants hat schlechte Kritiken bekommen. Deshalb lädt er seine Kritiker ein, um sie zu vergiften," erklärt er den Film.

Trotz seines Erfolges und seines scheinbar nicht versiegenden Ideenreichtums kann Boris Schaarschmidt bislang von seiner Arbeit als Regisseur nicht leben. Auch 100 000 Dollar sind, wenn von den Schauspielern über Equipment, Drehorte bis hin zu Tagen im Schnittstudio alles bezahlt werden soll, schnell ausgegeben.

Ohne Nebenjobs wie beispielsweise im Goethe-Institut, wo er amerikanische Filme mit deutschen Untertiteln synchronisiert, könne er nur mit Rückendeckung seiner Frau überleben.

Bei seiner Arbeit im Schnittraum habe er übrigens Quentin Tarantino kennen gelernt: "Sehr verrückt ist er, sehr auf seine Arbeit konzentriert, er lässt nur wenig Diskussionen zu und ist absolut bei sich", sagt er.

In Hollywood herrscht Katerstimmung. Viele träumen vom Durchbruch, "hier sind die Cafés voll von Autoren". Manchmal sinniert Boris Schaarschmidt über eine Rückkehr nach Deutschland, die deutsche Filmförderung sei sehr verlockend, vor allem, wenn man sieht, wie stark in den USA der kommerzielle Aspekt im Vordergrund steht. "Autorenfilme wie in Europa sind hier kaum möglich."

Aber, was er macht, das macht er richtig. "Jede Karriere muss man konsequent verfolgen." Und so lange er von seiner Filmarbeit noch nicht leben kann, nimmt er eben zum Geld verdienen auch mal einen Job als Umzugshelfer an. Schließlich weiß man ja auch nie, welche Geschichten mitten aus dem Leben mal zu einem Filmstoff inspirieren könnten.

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