Erkrath: Tierischer Prozess um eine Beule

Ein Dobermann soll ein Auto beschädigt haben – sagt dessen Besitzer. „Hat er nicht“ – meinen die Hundehalter.

Erkrath. War er´s nun, oder war er´s nicht? Daran streiten sich bekanntlich die Geister. In diesem Fall ist auch keine Einigung in Sicht, denn das Verfahren um Dobermann-Rüden Heros, der auf der Sandheider Straße in ein Auto gelaufen sein soll, wurde gestern vom Amtsgericht Mettmann vertagt.

Seit zwei Jahren beschäftigt der angebliche "Ausflug mit Folgen" des Vierbeiners nicht nur seine Besitzer, einen Unfallsachverständigen und die Versicherungen, sondern nun auch noch das Gericht. Dort wurde gestern das Verfahren eröffnet, um die Angelegenheit, die sich im Juni 2006 zugetragen haben soll, zu klären.

Dabei scheint doch eigentlich alles ziemlich klar zu sein. Mit einer Wahrscheinlichkeit von Eins zu zwei Millionen wurde Heros durch einen Speicheltest des Kraftfahrzeug-Sachverständigen überführt. Der hatte Speichelreste und Hundehaare am Unfallwagen sichergestellt, alles sachgerecht aufgelistet und aufgezeichnet.

"Für mich ist der Fall klar. Eine Katze kann die Beule jedenfalls nicht verursacht haben", so der Gutachter. Heros musste zum Bluttest antreten, die Proben wurden verglichen, die Übereinstimmung festgestellt. Damit wäre eigentlich alles geklärt.

Wären da nicht Heros´ Herrchen und Frauchen, die behaupten, ihr Hund könne es nicht gewesen sein. Schließlich sei er nach dem vermeintlichen Unfall putzmunter herumgelaufen und ohnehin immer in der Nähe seiner Besitzerin gewesen. Der Speichel? Könnte auch nachträglich auf die Beule geschmiert worden sein - ebenso wie die Hundehaare.

Vier Zeugen wurden bislang gehört, jeder erzählt eine andere Geschichte. Eine Polizeibeamtin hat pflichtbewusst ihren Dienst getan, Zeugen vernommen, nach den vermeintlichen Hundehaltern gefahndet.

Eine Nachbarin entlastet den Vierbeiner, er habe mit ihrem Hund auf einer Wiese in ständiger Sichtweite gespielt. Ein weiterer Zeuge erinnert sich nur vage daran, dass der vermeintliche Übeltäter nach dem Unfall von der Polizei vermessen wurde, um festzustellen, ob er zur Beule im 3er BMW des Klägers passt.

Und Heros´ Herrchen kann sich nicht mehr erinnern, ob er Hund und Beule nicht sofort gegenübergestellt hat um zu schauen, ob beides überhaupt zusammenpasst. Denn auch so könnten Speichel und Haare später noch auf das Auto und in die Akten des Gutachters gelangt sein.

Für Richter Norbert Moritz war es jedenfalls die letzte Verhandlung am Mettmanner Amtsgericht, er wurde zum Oberlandesgericht in Düsseldorf berufen. Mit Heros wird sich nun sein Nachfolger befassen.

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