Erkrath soll seine Mitte finden

Der Mittelstand in der CDU denkt laut über ein Rathaus und eine Stadthalle an zentraler Stelle nach.

Erkrath. Dass die Stadt in drei Teile geteilt ist, ist nicht neu. Die kühne Idee, man könne das Stück Land, auf dem das Neanderbad steht, zum neuen Zentrum aufbauen dagegen schon. "Das Bad liegt ungefähr in der Mitte der drei Stadtteile. Da müsste viel mehr hin, eine zentrale Sportstätte zum Beispiel", sagt Stefan Friedrich, Mitglied der CDU-Mittelstandsvereinigung. Außerdem sollten die Stadtteile durch kürzere Intervalle des ÖPNV stärker vernetzt werden.

"Wie kann eine Stadt von 45000 Einwohnern zwei Stadthallen haben? Man sollte eine neue, zentrale Halle und ein neues Rathaus neben das Neanderbad setzen und die alten Gebäude abreißen", schlägt Manfred von Krüchten von der CDU Hochdahl vor. CDU-Ratsmitglied Helmut Rohden ist begeistert. "Aber wenn Sie das hier jemandem vorschlagen, werden Sie gelyncht", prognostiziert er.

Michael Kümhof, Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung

Am Mittwochabend hat sich die MIT, die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU, zum Stammtisch getroffen. Das Thema: Gewerbe - Zukunft für Erkrath. "Das ist die Quadratur des Kreises, eine Herkules-Aufgabe. In Erkrath ist einiges umzubiegen", sind sich die zehn Männer einig.

"Was fehlt, ist eine Stadtidentität. Es gibt kein ,Wir in Erkrath’, sondern kleingeistiges Stadtteildenken. Erkrath hat viele Potenziale, aber wir brauchen mehr Schulterschluss", kritisiert Magnus Stähler, Ex-Bürgermeister von Langenfeld, Autor des Buches "Eins, zwei, drei - schuldenfrei" und Repräsentant der Blücher GmbH.

"Wenn in Unterfeldhaus ein Straßenschild auch in einem anderen Ortsteil steht, bricht hier gleich der Krieg aus", scherzt von Krüchten. Ihre Lage ist den Christdemokraten jedoch klar. "Wir haben nicht die Mehrheit. Wenn man sich die Kooperationsvereinbarung der Gestaltungsmehrheit aus SPD, Grünen und BmU ansieht, liest man von einer ökologischen Stadt im Wunderland", so von Krüchten.

"Viele ihrer Vorhaben sind angreifbar. Wir müssen uns nur überlegen, welche Angriffsflächen wir nutzen können - denn eine grüne Stadt und Wirtschaft schließen einander nicht aus."

Dass bei dem Stichwort Wirtschaft und Gewerbe gleich an rauchende Schornsteine und Hochindustrie gedacht wird, sei schlicht falsch. "In Erkrath neue Gewerbegebiete auszuschreiben, ist schwierig. Hier sind viele grün angehaucht, die dann sofort Protest schreien", so Rohden.

"Das Gewerbe ist der Motor einer Stadt, der die Kassen füllt. Von Gewerbesteuereinnahmen werden Schulen und öffentliche Einrichtungen finanziert - das haben viele Bürger vergessen", kritisiert Stefan Friedrich. MIT-Vorsitzender Michael Kümhof stimmt zu: "Hilden und Haan belächeln uns als Gewerbestandort; Langenfeld nimmt uns als Konkurrenz gar nicht wahr. Obwohl Erkrath eine tolle Lage mit Autobahnanbindung, Nähe zu Flughäfen und Großstädten hat, sehe ich eine Tendenz zur Schlafstadt für Düsseldorf. Dazu ist Erkrath zu schade."

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