Erkrath: Revolution auf Schienen

1835 wurde die Gesellschaft gegründet, die drei Jahre später mit dem Bau der Strecke zwischen Düsseldorf und Erkrath begann.

Erkrath. Vor genau 175 Jahren haben Kaufleute aus Düsseldorf und Elberfeld - dem heutigen Wuppertal - Geschichte gemacht. Mit ihren Unterschriften veränderten sie nachhaltig Leben und Arbeiten in der Region.

Im Becker’schen Gartensaal in Düsseldorf gründeten sie die Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn-Gesellschaft. "Das war weitsichtige Verkehrspolitik, wie wir sie nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr hatten", schwärmt Udo Kampschulte, Vorsitzender des Eisenbahn- und Heimatmuseums Erkrath-Hochdahl.

Maßgeblich beteiligt an dieser Vision war der Elberfelder Bankier August von der Heydt. Die Probleme auf dem Weg vom industriell aktiven Tal der Wupper zum Rheinhafen von Düsseldorf wollten die Geschäftsleute endlich anpacken: Karren voller Waren brauchten mehr als sechs Stunden für die Strecke, die die S-Bahn heute in 30 Minuten zurücklegt. Dabei zerstörten die schweren Fahrzeuge die Straßen. Ein ganz neues Verkehrsmittel, die dampfbetriebene Eisenbahn, versprach, Abhilfe zu schaffen.

Kampschulte liegt die Eisenbahngeschichte in den Genen: "Mein Vater war Schottersheriff, also Bahnpolizist, und meine Mutter hat bei der Fahrkartenausgabe gearbeitet." Sein Großvater war Heizer auf der Steilrampe von Hochdahl.

Die für den heutigen Stand der Technik leicht handhabbare Steigung stellte die frisch gegründete Gesellschaft vor eine Herausforderung der Ingenieurskunst. Lokomotiven des 19. Jahrhunderts konnten die Strecke von Erkrath nach Hochdahl mit angehängtem Zug nicht aus eigener Kraft bewältigen. Ein Seilzug musste die Maschinen bei der Bergfahrt unterstützen.

"Hochdahl gäbe es ohne die Bahnstrecke nicht", sagt Kampschulte. Der Bahnhof wurde damals kurzerhand nach dem am nächsten gelegenen Bauernhof benannt. Eine stürmische Entwicklung folgte: "Beim Bau der Strecke fanden die Arbeiter Eisenerz", erzählt der Bahn-Mann.

Um den Rohstoff zu verarbeiten, wurde 1847 die Hochdahler Eisenhütte "Gewerkschaft Eintracht" gegründet. Die Hütten- und Eisenstraße in Hochdahl erinnern heute an die 1912 verschwundene Fabrik. Für die Eisenverhüttung wiederum wurde Kalk benötigt, der im Neandertal abgebaut wurde. Deshalb ist Kampschulte sicher: "Ohne die Eisenbahn wäre der Neandertaler nicht entdeckt worden."

Es gäbe außerdem keinen Lokschuppen und kein Eisenbahn- und Heimatmuseum. Der 1991 gegründete Verein feiert den 175.Geburtstag "seiner" Strecke. Kampschulte: "Solche Visionäre vermissen wir heute. Wir wollen für das Thema sensibilisieren"

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