Erkrath: Jenny Osthöver packt wieder das Fernweh

Erst war die 26-jährige Erkratherin in Peru, jetzt tourt sie durch Indien. „Ich wollte noch mal raus aus dem Alltagstrott“, sagt sie.

Erkrath. Zwei Jahre lang hat die Heimat genügt. Dann hat es Jenny Osthöver wieder in die Ferne gezogen. Das Reiseziel: Indien. Erst im Sommer 2007 ist die 26-Jährige aus Peru zurückgekehrt. Für ein halbes Jahr hat sie dort als Ergotherapeutin mit peruanischen Kindern gearbeitet. "Peru hat mir sehr viel gegeben. Nach der Zeit dort wusste ich die Vorzüge Deutschlands erst richtig zu schätzen", erzählt sie. Trotzdem: "Peru hat mein Fernweh nicht ganz gestillt. Ich wollte noch einmal raus aus dem Alltagstrott."

Dieses Mal ist die Erkratherin jedoch nicht allein unterwegs: Mit dabei sind ihr Freund und ein weiteres befreundetes Paar. Anfang August sind die vier Globetrotter nach Delhi geflogen. "Zuerst haben wir uns die Stadt angesehen. Entgegen meiner Befürchtungen habe ich mich gleich wohl gefühlt", sagt Jenny begeistert.

Dank der Zeit in der peruanischen Hauptstadt Lima blieb der erwartete Kulturschock aus: "Es ist hier gar nicht so ungewohnt - obwohl alles noch größer, dreckiger, heißer und unorganisierter zu sein scheint als in Lima. Besonders der Verkehr ist unglaublich hektisch: Rikscha von vorne, Tuktuk von hinten, eine Kuh rechts, ein Moped links." Trotzdem ist Jenny angetan von der Stadt. "Delhi hat einiges zu bieten und ist erstaunlich grün. Besonders gut gefallen mir die hinduistischen Tempel", erzählt sie.

Nach drei Tagen ging es mit dem Bus weiter in den Norden. "Die Fahrt war grausig", sagt Jenny. "Aber in den Bergen war es endlich etwas ruhiger und kühler." Im Bergort Mcleod Ganj, dem Exilsitz des Dalai Lama, konnten die vier Reisenden einen Einblick in die tibetische Kultur und Geschichte gewinnen. "Es ist so schön, die Ruhe im tibetischen Tempel zu genießen", schwärmt Jenny.

Die nächste Station sollte Amritsar sein. Nach einer dreistündigen Bahnfahrt für umgerechnet nicht einmal 50Cent erreichte das Quartett "eine weitere große, unfreundliche und stinkende Stadt. Doch der goldene Tempel und die Sikhs machen alles wieder wett. Jede Nationalität und jeder Glaube ist hier willkommen. Hier sitzen alle gemeinsam auf dem Fußboden und essen, dazu wird über Lautsprecher gesungen, getrommelt und aus dem Buch der Sikhs rezitiert - davon kann man sich wirklich hypnotisieren lassen und innerlich zur Ruhe kommen."

Die geschmiedeten Reisepläne erschöpfen sich in diesen Stationen jedoch auch schon. "Wie es weitergeht, müssen wir mal sehen. Wir lassen uns von anderen Touristen Tipps geben oder setzen uns in einen Bus und schauen, wo wir hinkommen", sagt Jenny. An eine strikte Reiseroute würden sie sich nicht lange halten. "Wir entscheiden jeden Tag neu, wo es hingeht. Ganz spontan."

Finanziert wird die Reise durch Ersparnisse. "Ich habe kein Auto, sondern Geld für Indien zurückgelegt." Während andere wegen der Wirtschaftskrise bangen, hat sie sich von ihrer Arbeitsstelle als Ergotherapeutin freistellen lassen. Die Möbel wurden zwischengelagert, die Wohnung gekündigt, ein Nachmieter schnell gefunden. "Ich habe einfach eine positive Lebenseinstellung. Ich freue mich über diese Reise - und besonders auf den Regenwald", sagt Jenny.

So ganz unbefangen ist sie trotz allen Mutes jedoch nicht an die Reise herangegangen. "Indien ist schon eine größere Herausforderung für mich als Peru", meint sie. Der Staat in Südasien ist mit 1,2 Milliarden Einwohnern immerhin das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde. "Das sind ganz andere Menschenmassen. Dort ist ständig jemand neben dir, nur selten ist es mal wirklich ruhig." Doch wirklich besorgt war sie von Anfang an nicht. "Wenn es mir zu viel werden sollte, sehe ich mir einfach eines der Nachbarländer an."

Zurück in die Heimat soll es im Februar gehen - zumindest voraussichtlich. "Je nachdem, was sich ergibt, bleiben wir vielleicht auch noch länger hier", sagt Jenny Osthöver und zuckt mit den Schultern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort