Erkrath: Hotel - Schöner träumen in der Mühle

In der alten Leinölmühle in Trills betreibt Jungunternehmerin Mélanie Magistrali ein Gästehaus der exquisiten Art.

Hochdahl. Das weiß gestrichene Tor vor der Auffahrt schwingt lautlos auf, während die Hausherrin in Begleitung eines Prachtkerls von Golden Retriever den Besucher charmant begrüßt. Eine Szene für Rosamunde Pilcher oder eine Homestory aus der Promi-Szene.

Klappe. Die Frau ist keine adelige Schlossherrin, sondern die bürgerliche Betreiberin eines Gästehauses, das keine Klatschspalten, aber Seiten in einer Zeitschrift wie "Schöner Wohnen" füllen könne. Seit einigen Monaten betreibt die 30-jährige Französin mit dem italienischen Namen Magistrali einen Hotelbetrieb in der Wahnenmühle in Trills.

Aus fünf Zimmern kann der Gast wählen. Deren Namen machen klar, dass die Vita der JungunternehmerinMélanie Magistrali mindestens so interessant ist wie die Geschichte der Leinölmühle aus dem 18. Jahrhundert. Sie heißen "Bretagne", "Cologne" oder "Milano".

Während Golden Retriever "Lupo", der mit einem Wolf so viel gemeinsam hat wie die Taube mit einem Adler, sich auf dem 3000 Quadratmeter großen Grundstück in Selbstbeschäftigung übt, erzählt Frauchen ihre Geschichte: "Bis zum neunten Lebensjahr habe ich in Paris und in der Bretagne gelebt." Der Suite "Cologne" gab der Wohnort der Großmutter den Namen.

Dem Umzug nach Hochdahl aus beruflichen Gründen des Vaters folgte der Schulbesuch mit Abi-Abschluss. "Anschließend habe ich in Montreux in der Schweiz Hotelmanagement studiert." Es folgte eine steile Karriere im Luxushotel Four Seasons in Mailand. "Im April 2007 sollte ich für das Unternehmen nach Florenz gehen", sagt Magistrali.

Soweit kam es nicht, denn zwei Monate zuvor hatte ihr Vater eine Verkaufsanzeige für die Wahnenmühle gelesen, die damals dem Landtagsabgeordneten Wolfgang Drese gehörte. "Im Mai 2007 begannen die Umbauarbeiten", sagt Magistrali. Zwischendurch wurde geheiratet.

Der Ehemann ist Italiener (daher die Suite "Milano"), Jurist und war zum Zeitpunkt des Umzugs nach Deutschland der hiesigen Sprache kaum mächtig. Was seine Laufbahn als Anwalt nachhaltig einbremste, aber ein Indiz wahrer Liebe ist, da es das Glück seiner Frau schürte.

"Das hier ist mein kleines Paradies", sagt diese und übertreibt nicht. Eigentlich sind die so geschmackvoll wie wertig eingerichteten Zimmer und der große Garten mit Teichen und Fischbesatz viel zu schade für Geschäftsleute, die abends hundemüde nur noch schlafen wollen. Was die junge Frau da mit finanzieller Hilfe des Vaters geschaffen hat, ist eben doch ein wenig der Stoff, aus denen Rosamunde Pilcher die Rahmen ihrer Geschichten baut.

Darin würde Mélanie Magistrali allerdings von Personal umschwirrt. Tatsächlich macht sie alles selbst - vom Frühstück bis zu den Betten. "Wir müssen uns noch einen Namen machen." Sie arbeitet daran.

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