Erkrath: Gottfried Henkys genießt den Ruhestand

Der ehemalige Pfarrer hat jetzt Zeit für die Familie und seine Hobbys.

Erkrath. Gottfried Henkys war das, was man einen Workaholic nennt. Eine 80-Stunden-Woche war keine Seltenheit. Zeit für die Familie oder Hobbys? Purer Luxus. Als Superintendent des evangelischen Kirchenkreises hatte der heute 73-Jährige die Leitungsfunktion und Dienstaufsicht für gleich fünf Städte: In Ratingen, Mettmann, Haan, Hilden und Erkrath war er die Verbindung zwischen Orts- und Landesgemeinde. Hinzu kamen seine Aufgaben als Gemeindepfarrer in Alt-Erkrath - und all das, obwohl er eigentlich einen ganz anderen beruflichen Weg einschlagen wollte.

"Ich stamme aus einem Pfarrhaushalt und bin mit der Kirche von klein auf verbunden. Trotzdem wollte ich unbedingt Jura studieren", erzählt der gebürtige Ostpreuße. Nach dem ersten Staatsexamen kamen dann doch die Zweifel - und schließlich das Theologiestudium.

Von 1974 an arbeitete Gottfried Henkys erst in Mönchengladbach, dann in Erkrath als Gemeindepfarrer, 1988 kam die Funktion des Superintendenten hinzu. "Ich hatte Kontakt zu Jung und Alt, Reich und Arm. Die Arbeit mit den Menschen habe ich immer sehr genossen", schwärmt er.

Die Vielseitigkeit des Berufes hatte für ihn jedoch nicht nur positive Seiten: "Von einer Beerdigung zum Konfirmanden-Unterricht - man musste ständig umschalten. Das konnte manchmal anstrengend sein", gibt Henkys zu. Umso mehr genießt er es nun, seine Zeit frei gestalten zu können, seit er 1998 in den Ruhestand ging. "So gern und intensiv ich meinen Beruf ausgeübt habe, so schön ist es jetzt, etwas entspannter leben zu können."

Langeweile ist für Gottfried Henkys trotzdem ein Fremdwort. Er geht schwimmen und ins Theater, besucht einen Englisch-Sprachkurs, fotografiert, reist, ist Mitglied des Düsseldorfer Förderkreises für Kirchenmusik. In seinem Wohnzimmer stehen außerdem Bücher bis unter die Zimmerdecke: Kunst, Weltgeschichte, die großen Namen der Literatur, religiöse Themen. "Zum lesen bin ich ja früher nie gekommen", sagt er.

Zwischen den Regalen hängen farbenfrohe Gemälde und Drucke seiner Frau Dagmar. "Sie hat mich immer sehr unterstützt - nun ist es umgekehrt: Ich helfe ihr bei ihren Ausstellungen, fotografiere ihre Bilder, mache Werbung."

Auch die Gartenarbeit ist mittlerweile Sache des Hausherren - und manchmal wird Dagmar Henkys sogar aus der Küche geschickt: "Ich habe regelmäßig meine Kochwochen", sagt er lachend. Dann bereitet er nicht nur das Essen zu, sondern kümmert sich auch um den Abwasch.

"Ich habe jetzt außerdem besonders viel Zeit für meinen Sohn und meine beiden Enkelkinder, für unsere große Familie, Freunde in ganz Deutschland und auch die Nachbarn und bekannte Gesichter aus der Gemeinde", betont Henkys.

"Es ist schön, in aller Seelenruhe durch die Bahnstraße zu schlendern und die Zeit für ein spontanes Gespräch zu haben. Ich bin immer noch da und freue mich über Begegnungen, aber ich genieße ganz bewusst meinen Ruhestand. Für den Gottesdienst sind jetzt ja andere da."

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