Erkrath: Frühlingserwachen mit Gefühl

Die meisten Kaltblüter in Bruchhausen haben den Winterschlaf beendet und melden sich höchst aktiv zurück im Leben.

Erkrath. So ein Frühlingserwachen kann schon ganz schön anstrengend sein. Zumindest, wenn Weibchen mit zwei liebestollen Herren in derselben Kiste sitzt. Schildkrötendame "Omega" hat jedenfalls im Moment nicht allzu viel zu lachen.

Am Anfang mag es ja noch ganz nett gewesen sein, zärtlich in die Beine gekniffen zu werden. Aber irgendwann ist nun mal genug. Mit den Ausreden scheint es nicht so wirklich zu klappen in der munteren Wohngemeinschaft. Zu müde für lüsterne Vergnügungen?

Dieses Argument zieht schon mal gar nicht. Und Migräne wurde bei Schildkröten noch nicht diagnostiziert. Also bleibt nur eins: Weglaufen und dabei Gewicht verlieren.

"Wir beobachten das Treiben sehr genau und wiegen ,Omega’ regelmäßig. Wenn sie zu viel abnimmt, müssen wir die Tiere voneinander trennen", sagt Karin Blomenkamp. Die Leiterin des Naturschutzzentrums Bruchhausen hat im Moment alle Hände voll zu tun, nachdem nicht nur bei den Schildkröten, sondern auch bei den Zauneidechsen und anderen Bewohnern der Frühlings-Wecker geklingelt hat.

Auch wenn sich die Wettergötter in diesem Jahr ziemlich launisch geben, sind die meisten Winterschläfer bereits putzmunter. Vor drei Monaten war das Schildskröten-Trio "Alpha", "Omega" und "Mauritius" gerade erst in ihr Winterquartier im Keller des Naturschutzzentrums umgezogen. Schummriges Licht und verdauungsfördernde Bäder standen damals auf der Wellness-Liste für eine gute Winterruhe.

Als es dann vor Wochen schon mal so schien, als würde sich der Frühling durchsetzen, wurden die drei Schildkröten wach und kletterten in ihrer Laubkiste nach oben. Umzug ins Terrarium, baden, Wärmelampe: Es begann alles von vorn, nur diesmal in umgekehrter Reihenfolge. "Wenn es wärmer wird, können sie nach draußen", kündigt Karin Blomenkamp an.

Dort haben auch die Exil-Eidechsen aus Ratingen, die dem Bau eines Gefängnisses weichen mussten, den Winter gut überstanden. "Um sie haben wir uns in den drei Wochen mit bis zu minus 15 Grad schon Sorgen gemacht", räumt die Leiterin des Naturschutzzentrums ein. Schließlich gab es bislang keine Erfahrungen damit, wie tief sich die Winterschläfer in den Boden eingraben können, um zu überleben.

Ganz schön tief - denn: "Jetzt wissen wir, dass sie wach und guter Laune sind", so Blomenkamp. Was so viel heißt, wie: "Auch dort ist die Fortpflanzung in vollem Gange." Auf die geliebten Sonnenbäder müssen die Echsen allerdings noch verzichten. Dafür geht es auf dem Thermometer noch zu sehr hoch und runter.

Das ganze Hin und Her hat die Pilgertour der Kröten durcheinander gebracht. "Die Grasfrösche haben bereits gelaicht. Aber die Erdkröten sind wohl unterwegs stecken geblieben", vermutet Blomenkamp.

In Frühlingslaune sind übrigens auch alle anderen Vierbeiner rings um das Naturschutzzentrum. Die Ziegen machen Bock-sprünge und die Nistkästen sind bereits "angemietet". Das Vogelkonzert ist angestimmt. Und die Kaninchen? Die machen das, was sie um diese Jahreszeit am besten können...

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