Erkrath: Eine Trumpfkarte, die nicht sticht

Beim Ausbau der A3 gedenkt der Landesbetrieb nicht, „leisen“ Asphalt zu verbauen.

Erkrath. Mangelnden Einsatz müssen sich die Verantwortlichen wirklich nicht vorwerfen lassen. Wenn es darum geht, ihren Bürgern zu mehr Lebensqualität durch weniger Lärm zu verhelfen, zücken Politiker aller Fraktionen und die Verwaltung Trumpfkarten wie jetzt einen Lärmaktionsplan - und werden wahrscheinlich trotzdem keinen Stich machen.

Ziel aller Anstrengungen ist es, den Landesbetrieb Straßen NRW dazu zu bringen, im Herbst für den Bau eines drei Kilometer langen Beschleunigungsstreifens an der A3 vom Hildener Kreuz an offenporigen Asphalt zu verwenden. Der produziert weniger laute Abrollgeräusche von Autoreifen.

Da der Landesbetrieb den Wünschen Erkraths bisher nur wenig Bedeutung beigemessen hat, setzt die Stadt nun auf das neue Mittel eines Lärmaktionsplans. "Davon ausgehend, dass Lärm krank macht, muss Erkrath bis 2012 einen Lärmaktionsplan für alle Straßen vorlegen, auf denen jährlich mehr als drei Millionen Autos fahren", sagt Peter Heffungs, Leiter des Tiefbauamts. Innerstädtisch sind das Straßen wie die Neanderstraße, außerörtlich Verkehrswege wie die A3, auf der täglich 120 000 Fahrzeuge rollen.

Während die Innenstadt warten kann, hat die Verwaltung bereits ein Gutachten für die Schnellstraße mit dem Ziel in Auftrag gegeben, den Lärm durch dieses Druckmittel zu reduzieren. Allerdings hat der behördliche Ohrenstöpsel einen gravierenden Haken: "Die darin angegebenen 65 und 55 dBA Lärmbelastung für Tag und Nacht sind lediglich Vorschläge des Umweltbundesamtes", so Heffungs. Rechtlichen Status haben die Werte nicht. Tatsächlich gelten 70 und 60dBA.

Zwar muss der Landesbetrieb eine Begründung liefern, wenn er Erkraths Lärmaktionsplan ablehnt - die Antwort gab Projektleiter Heinz-Gert Biewald allerdings bereits am Montag im Gespräch mit der WZ. "Man kann den Asphalt, den wir im Herbst lediglich auf einem Kilometer des neuen Beschleunigungsstreifens verbauen, jederzeit wieder abfräsen, wenn später für die Sanierung der Fahrbahn offenporiger Asphalt verwendet werden soll."

Ernüchternd ist für Erkraths Bürger auch eine weitere Klarstellung des Planers. Danach ist die Aussage der Erkrather Verwaltung, der Landesbtrieb baue jetzt doch eine Lärmschutzwand, schlicht falsch: "Das einzige, was wir machen, ist eine Verkleidung der Spundwand, die wir neben dem Beschleunigungsstreifen bauen, um den Hang zu stabilisieren. Wir bauen jedoch keine Lärmschutzwand."

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