Erkrath: Ein völlig närrisches Leben

Wolfgang Scheurer ist seit 1950 im Karneval aktiv. Am Donnerstag eröffnet er die Session in Erkrath.

Erkrath. Schon der Beginn seines Lebens ließ eigentlich wenig Spielraum für andere Interessen. Am 11.11.1950 um 11.11 Uhr gaben sich Wolfgang Scheurers Eltern in der Düsseldorfer Maxkirche das Ja-Wort. Ein Jahr später kam Wolfgang bei einer Hausgeburt in der dortigen Altstadt zur Welt. "Und zwar im November. Es könnte also gut sein, dass ich an einem Rosenmontag gezeugt wurde", sagt der heutige Erkrather lachend. Am Donnerstag geht er in seine zweite Session als Hoppeditz.

Und für die hat er sich einiges vorgenommen. Los geht es traditionell am Donnerstag, wenn Scheurer um 11.11 Uhr die fünfte Jahreszeit unter der Markthalle in Alt-Erkrath eröffnet. Wie überall im Rheinland steigt der Hoppeditz dann aus dem Sarg und blickt in seiner Rede auf das vergangene Jahr aus lokaler und globaler Sicht zurück.

Schon 2009 war das Scheurers Aufgabe. Mehr als 50 Zuschauer waren allerdings nicht dabei. Das soll dieses Mal anders werden. Für den Donnerstag hat sich auch Bürgermeister Arno Werner angekündigt. Dieser wolle auf seine Rede antworten, sagt der 59-jährige Scheurer, der allerdings noch nicht weiß, ob der Bürgermeister das "auch in Reimform machen wird". Für Scheurer eine Ehrensache. Wochenlang hat er zusammen mit einer Redenschreiberin an seinen Zeilen gefeilt.

Dass er auch nach rund 50Jahren noch immer aktiv Karneval feiert, hat Gründe: "Meine Familie hatte schon immer ein loses Mundwerk und keine Angst, anderen die Meinung zu sagen", erzählt Scheurer, der bereits mit zwölf Jahren Präsident der Karnevalsgesellschaft "Wasserratten" war. Nach sieben Jahren ging es zu den "Letzten Hängern", wo es ihn aber aber nur zwei Sessionen lang hielt.

Danach wurde er ein karnevalistischer Nomade. Ob in Erkrath, Hilden, Düsseldorf, Köln oder selbst in Belgien, "ich habe schon an vielen Orten gefeiert und war jahrelang Büttenredner", sagt er. So ist sein Wohnzimmer mittlerweile ein kleines Museum. Orden und Erinnerungsfotos aus diversen Städten zieren seine Wände. Zwar gäbe es kleine regionale Unterschiede, Spaß gemacht habe es aber immer.

Irgendwann suchte er jedoch wieder den Anschluss an einen Verein und wurde bei der Großen Erkrather Karnevalsgesellschaft fündig, bei der er nun seit zwei Jahren Mitglied ist. "Hier ist alles super organisiert", lobt er seine Vereinskameraden. Nur an einem mangelt es: dem Nachwuchs. "Wenn man nach Düsseldorf oder vor allem Köln guckt, ist das da anders. Da haben wir Nachholbedarf." Nicht jeder bekommt es so in die Wiege gelegt wie Wolfgang Scheurer.

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